Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 24. (1971)
ŽONTAR, Josef: Michael Černović, Geheimagent Ferdinands I. und Maximilians II., und seine Berichterstattung
Michael Cernovic, Geheimagent Ferdinands I. und Maximilians II. 219 treten. Unmittelbar vor dem Ausbruch des Krieges mit dem Sultan tauchte im Oktober 1565 der Plan eines Bündnisses mit dem Perserkönig zur Bekämpfung der Türken auf. Man wollte wissen, ob der spanische König bereit wäre, sich der kaiserlichen Legation an den Schah Tahmasp anzuschließen 323). Erzherzog Ferdinand machte den Vorschlag, Persien durch geheime „Praktiken“ auf die Türken zu hetzen und Spanien zu gleichzeitigen Operationen zur See zu bewegen 324). Zu Beginn des Jahres 1566 zeigte sich der Wiener Hof noch unentschlossen und verschob die Gesandtschaftsreise nach Persien, bis entschieden wäre, ob ein offensiver oder defensiver Krieg gegen die Türken geführt werde 325 326). Erst im März beschloß man, über Portugal mit dem Schah in Verbindung zu treten, und betraute mit der Mission Jakob de Draperiis; doch kam der Plan nicht zur Ausführung 32e). Im Jänner 1567 wurde der Gedanke einer Gesandtschaft nach Persien von dem Obersthofmeister Maximilians II., Leonhard v. Harrach, wieder aufgenommen und Cernovic für dieselbe vom Kaiser ausersehen 327 * *). Man besprach sich bereits wegen der anzuschaffenden Geschenke. Anfang März sollte Cernovic in Lissabon sein, weil um diese Zeit die Schiffe in der Richtung nach Persien zu fahren pflegten. Durch Vermittlung des kaiserlichen Botschafters in Spanien, Adam Graf Dietrichstein, versprach der König von Portugal, daß Cernovic mit seinen Dienern Anfang März 1567 mit der Flotte bis Ormus am Eingang in den Persischen Meerbusen fahren könnte. Von dort wolle man einen Boten an den Hof des Schahs abfertigen, damit er ein Geleitschreiben besorge. So hoffte Cernovic, im Juli nach Persien zu gelangen. Bald aber hatte man in Wien wieder Bedenken. Das Erscheinen des so bekannten Cernovic würde bei dem venezianischen Gesandten am spanischen Hof auf fallen, und sobald er sich in Lissabon mit größerem Gefolge einschiffte, würden es die Kaufleute nach Venedig berichten. Dies bedeutete aber so viel, als ob die Nachricht schon nach Konstantinopel gelangt wäre. Sobald es der Sultan erfahre, könnten die soeben aufgenommenen Friedensbemühungen des Kaisers Schaden erleiden. So verschob Maximilian II. die Gesandtschaft bis zum Herbst. Währenddessen sollten die kaiserlichen Botschafter bei dem spanischen und dem portugiesischen König die Angelegenheit eines Bündnisses 323) VD 3, 312; Wertheimer Zur Geschichte 71; Bibi Korrespondenz 1, 287 f. 324) Ebenda 311 f. 325) Ebenda 393. 326) vo 3j 330; Wertheimer Zur Geschichte 80; Bibi Korrespondenz 1, 440 f, 458. 327) Ebenda 2, 99; vgl. die Korrespondenz des Kaisers mit Leonhard Grafen Harrach und Cernovic im Gräflich Harrach’schen Familienarchiv in Wien (Fasz. 706), sowie Barbara von Palombini Bündniswerben abendländischer Mächte um Persien 1453—1600 (Freiburger Islamstudien 1, Wiesbaden 1968) 91 ff.