Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 23. (1970)

NECK, Rudolf: Sammelreferat. Zeitgeschichte

Rezensionen 465 Ebert-Stiftung. B. Historisch-politische Schriften.) Verlag für Literatur und Zeitgeschehen, Hannover 1969. 240 S. Diese Bonner Dissertation behandelt ein Thema, das auch für Öster­reich — für einen entsprechend späteren Zeitraum — zu erforschen wäre. E. untersucht den deutschen Liberalismus nicht ideengeschichtlich, sondern von den Parteien her. Seine Studie beruht auf einer imposanten Quellen­basis, die die liberalen Parteien nicht nur in Preußen, sondern auch in den kleineren Staaten im kritischen Zeitraum kennzeichnet. Das Haupt­gewicht liegt auf den Programmen sowie auf den Strukturen der Führung und Organisation der einzelnen Parteien. Die Spaltung in eine nationale und eine demokratische Richtung zeichnet bereits vor der Einigung des Reiches durch Bismarck die künftige Entwicklungslinie ab. Die frühzeitige Eliminierung der Demokraten hat den bleibenden Erfolg der konservati­ven Kräfte gesichert. Die Folgen sind noch nach hundert Jahren erkenn­bar. Rudolf Neck (Wien) Der Bote vom Niederrhein. Faksimile-Nachdruck der Jahrgänge 1865/66. Mit einer Einleitung von Georg Eckert. Walter Braun Verlag, Duisburg 1968. XXIV S. Einleitung, Faks. unpaginiert. Friedrich Albert Lange, der Verfasser der Geschiente des Materialismus, hat vom Oktober 1865 bis Juni 1866 in Duisburg diese unscheinbare Zei­tung von hohem Niveau herausgegeben. Sie ist vor allem wegen ihrer sozialen Aufgeschlossenheit bemerkenswert. Es ist Georg Eckert, der be­reits eine Ausgabe der Briefe und Leitartikel Langes aus der Zeit von 1862 bis 1875 besorgte (vgl. MÖStA 22 [1969] S. 335 f) zu danken, daß dieses Blatt nunmehr mit Hilfe der Stadt Duisburg als Faksimiledruck herausgekommen ist. E. hat die Ausgabe mit einem instruktiven Vorwort versehen. Die Ausgabe ist in jeder Beziehung historisch bedeutungsvoll, vor allem auch typisch wegen der Haltung im heraufziehenden deutschen Konflikt. Die Vollständigkeit der Wiedergabe sichert dem Buch aber auch das Interesse der Zeitungswissenschaft. Eine Quelle mit vielfältigen Möglich­keiten der wissenschaftlichen Verwertung. Rudolf Neck (Wien) Marie von Ebner-Eschenbach — Dr. Josef Breuer. Ein Briefwechsel, 1889—1916. Hg. v. Robert A. Kann. (Österreich-Reihe, Sonderpublikation.) Bergland Verlag, Wien 1969. 193 S., 15 Abb. Die Herausgabe des Briefwechsels zwischen Marie von Ebner-Eschen­bach und Josef Breuer aus dem Familienbesitz des Herausgebers — seine Gattin ist eine Enkelin Breuers — ist nicht nur und nicht in erster Linie eine Tat verwandtschaftlicher Pietät, sondern vielmehr ein wichtiger Bei­trag zur österreichischen Kultur- und Geistesgeschichte um die Jahrhun­dertwende. Denn in den fast 200 Briefen spiegeln sich die geistigen Strö­mungen dieser auf allen Gebieten im Umbruch befindlichen Zeit ebenso wie politische Ereignisse, der Nationalitätenstreit in der Monarchie oder die Stimmung nach dem Tod des Thronfolgers Franz Ferdinand, über den Mitteilungen, Band 23 30

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