Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 23. (1970)

STAUDINGER, Anton: Bemühungen Carl Vaugoins um Suprematie der Christlichsozialen Partei in Österreich (1930–33)

316 Anton Staudinger „antimarxistischen“ Kurses motiviert wurde 106), waren nicht bereit, ge­meinsam mit der Christlichsozialen Partei zu kandidieren, oder sie im Wahlkampf zu unterstützen, hatte sie doch ihre Politik auf Gegnerschaft gegen alle parlamentarischen Parteien begründet. Allerdings waren sich die verschiedenen Gruppen innerhalb der Heimwehren über die zu verfol­gende Politik nicht einig 107). Nach den gescheiterten Bemühungen der Na­tionalsozialisten, die Heimwehren für eine gemeinsame Liste zu gewin­nen 108 * * * *), mußte Vaugoin, der ursprünglich nur in Kärnten und Steiermark mit einer selbständigen Kandidatur des Heimatschutzes gerechnet hat­te lmi), und der die Unterstützung der meisten Heimwehrlandesverbände für die Christlichsoziale Partei zu gewinnen versucht hatte, aber nur die Wahlhilfe der niederösterreichischen, Wiener und eines Teiles der burgen­ländischen Heimwehren erreichte uo), Vaugoin also mußte zur Kenntnis nehmen, daß die Heimwehren unter der Bezeichnung „Heimatblock“ selb­ständig für den Nationalrat kandidierten m). Somit fiel der einzige Bundesgenosse Vaugoins aus, nachdem die Großdeutsche Volkspartei und der Landbund eine Wahlgemeinschaft un­ter der Bezeichnung „Nationaler Wirtschaftsblock und Landbund“ ver­einbart n2) und sich die Führung durch Schober gesichert hatten, der dies sofort brieflich Vaugoin mitteilte, damit dieser die Abmachungen „nicht erst durch die Zeitung“ erführe 113). Aber auch in der Christlichsozialen Partei selbst kam Opposition gegen Vaugoin auf. Hatte schon die Strafella-Affäre in christlichsozialen Krei­sen in der Steiermark und in Kärnten Verstimmung ausgelöst114), so sollen die Christlichsozialen in Oberösterreich und Salzburg wegen der Politik Vaugoins sogar eine Loslösung von der Gesamtpartei erwogen haben 115). Konnte sich die Regierung auch nicht breiter Unterstützung erfreuen, so setzte sie gerade deswegen Maßnahmen, die ihre Stärke beweisen 10«) Reichspost 2. Oktober 1930. io?) Berger Starhemberg 52 ff. 108) Winkler Diktatur 32; Ernst Rüdiger Starhemberg Aufzeichnun­gen bis zum Jahre 1938, verfaßt während des Zweiten Weltkrieges in London (Manuskript im Institut für Zeitgeschichte Wien) 32 ff. io») Braun Schmitz 191 f; siehe auch Reichspost 2. Oktober 1930. no) Reichspost 9. Oktober 1930 und Günter M. Unger Die Christlichsoziale Partei im Burgenland (Burgenländische Forschungen 49, Eisenstadt 1965) 151 f. ui) Starhemberg Aufzeichnungen 39 f. ii*) Text des Übereinkommens in Angela Feldmann Landbund für Österreich — Ideologie Organisation Politik (phil. Diss. Wien 1967) 164 ff. ns) AVA Bundeskanzleramt / Korrespondenzen 9930-Präs. vom 11. Okto­ber 1930. 114) Vertrauliche Mitteilung an Schober vom 6. Oktober 1930: Schober-Archiv Karton 99; siehe auch Kunschak Österreich 117. ns) Brief Langoth an Schober vom 6. Oktober 1930: Schob er-Archiv Karton 6; im Wortlaut bei Staudinger Vaugoin 210 f.

Next

/
Oldalképek
Tartalom