Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 23. (1970)

COONS, Ronald E.: Das Dampfschiff als diplomatisches Mittel: Österreich und die englisch-ostindische Post 1842–1848

150 Ronald E. Coons die österreichische Gesandtschaft in London die Aussicht der Gesellschaft auf Erfolg gut 7), doch Ende November des Jahres 1838 informierte Lord Palmerston den englischen Gesandten in Wien, Sir Frederick Lamb, daß bereits Unterhandlungen mit den Franzosen im Gange seien. Im darauf­folgenden Jahr wurden diese erfolgreich abgeschlossen, und an Triest konnte im Moment kein weiterer Gedanke mehr verschwendet werden 8). Im Frühjahr 1842 erwachte allerdings das Interesse der britischen Regierung für das Projekt des Lloyd. Dieser Wechsel in der Auffassung könnte zuerst, im Hinblick auf die vielen Vorteile, die die Route durch Frankreich mit sich brachte, unvernünftig erscheinen. Die Times konnte zum Beispiel oft angeben, daß sie durch Sonderkuriere Nachrichten aus Indien innerhalb von 33 bis 36 Tagen nach ihrem Abgang von Bombay erhalten habe9). In ähnlicher Weise kamen auch Regierungsdepeschen mit bemerkenswerter Raschheit. Aber wie auch immer die Erfolge der französischen Route waren, gab es Gründe zur Unzufriedenheit. Auf den in den Osten gerichteten Fahrten wurden in Marseille die Anschlüsse mit den Schiffen der Admiralität oft durch ungünstige Windverhältnisse ver­zögert, die sogar Dampfschiffe hinderten, fahrplanmäßig im Hafen ein­zulaufen. Die Einmischung der Franzosen in die Tätigkeit der britischen Regierungskuriere verursachte zusätzliche Verspätung, und Befürchtungen kamen auf, daß sich französische Behörden in den amtlichen Depeschen­dienst einmengen könnten 10 ii)), während es den Kurieren der Times sogar noch schlechter ging als denen der Regierung. Am 9. April 1841 beschwerte sich die Redaktion, ihr Kurier werde „arrested and detained on his way from Marseilles to Paris by the orders of the French Government“ u). Später in demselben Jahre untersagte die französische Regierung der Times eine weitere Unterhaltung dieser Kurierlinie auf Grund von Kla­gen der Konkurrenten der Times, die keinen eigenen Expreßkurierdienst unterhielten; dazu waren die Franzosen durch die Tatsache beunruhigt, daß die britische Öffentlichkeit Nachrichten aus Indien früher erhielt als F. O. (zitiert F. O.) 7/272 und Sorell an Palmerston, 23. Oktober 1838: F. O. 7/274. r) Hummelauer an Metternich, 10. November 1838: HHStA England Korres­pondenz 221. 8) Palmerston an Lamb, 30. November 1838: F. O. 7/270. 9) The Times. The History of The Times (London 1935—1952) 1, 433; vgl. die Berichterstattung in The Times am 4. Juni 1841, 5. Jänner, 7. Februar und 5. April 1842. i«) Boyd Cable (Pseud, für Ernest Andrew Ewart) A Hundred Year History of the P. & O. (London 1937) 42. ii) The Times 9. April 1841; am Mittwoch, dem 9. März, schrieb die Zeitung: „we have received via Marseilles ... our dispatches from the several presiden­cies of India, and from China, the whole contents of which, had it not been for the unwarrantable conduct of the French authorities, we should have been able to lay before the public on Monday last.“

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