Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 23. (1970)

COONS, Ronald E.: Das Dampfschiff als diplomatisches Mittel: Österreich und die englisch-ostindische Post 1842–1848

Das Dampfschiff als diplomatisches Mittel: Österreich und die englisch-ostindische Post 1842-1848 Von Ronald E. Coons (Storrs, Connecticut) *) In den Schlußseiten seiner Arbeit über Metternichs geheimen Postdienst gibt Josef Karl Mayr eine kurze Darstellung über eine eigenartige und kaum bekannte Episode in der Geschichte der österreichischen Diplomatie des 19. Jahrhunderts: nämlich den Versuch, während der 40er Jahre einen Weg für Großbritanniens amtliche Korrespondenz mit Indien durch Mitteleuropa einzurichten ’). Mayr, der sich in erster Linie auf Akten des Haus-, Hof- und Staatsarchivs stützt, gibt einen allgemeinen Überblick über die von 1842 bis 1848 zwischen Österreich und England geführten Verhandlungen, und nach der Art seiner Akten und dem Thema seines Buches zu urteilen erscheint es verständlich, daß er den Gegenstand in erster Linie vom Standpunkt der Postgeschichte betrachtet. Der Zweck der vorliegenden Arbeit, die sich auf Akten des Finanzarchivs in Wien, des Public Record Office in London und auch auf die von Mayr benütz­ten Akten stützt, ist, die früheren Berichte durch Hervorheben der Bedeu­tung der Ostindischen Post für die österreichische Außenpolitik zu ergän­zen und noch auf die Rolle hinzuweisen, die die Dampfschiffahrtsgesell­schaft des Österreichischen Lloyd in den Verhandlungen gespielt hat. Als Gegenstand der österreichischen Außenpolitik ist die Geschichte der briti­schen Post nach Indien reich an Verwirrung, Mißverständnissen und Enttäuschung; als Gegenstand der österreichischen Innenpolitik stand sie im Mittelpunkt einander widerstreitender Staatsinteressen * 2). Der Hintergrund der Geschichte kann kurz dargestellt werden. Als nach 1815 die britischen Besitzungen im Fernen Osten eine immer größere politische und wirtschaftliche Bedeutung einnahmen, widmete die Londo­ner Regierung notgedrungen der Abkürzung der Anzahl von Tagen, die zur Beförderung von Depeschen, wirtschaftlichen Nachrichten und Kor­*) Die Übersetzung dieses Beitrages ins Deutsche besorgte Peter Kelemer (Wien). 1) Josef Karl Mayr Metternichs geheimer Briefdienst. Postlogen und Post­kurse (Inventare österreichischer Staatlicher Archive V/3, Wien 1935) 117—124; vgl. dazu Adolf Beer Die österreichische Handelspolitik im neunzehnten Jahr­hundert (Wien 1891) 31—34. 2) Folgendes beruht auf Ronald E. Coons Steamships and Statesmen: Austria and the Austrian Lloyd, 1836—1848 (unveröffentlichte Dissertation, Harvard Universität 1966) 337—380. 10*

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