Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 23. (1970)

GARMS-CORNIDES, Elisabeth: Marginalien des 18. Jahrhunderts zu zwei Biographien des Grafen Karl Firmian

134 Elisabeth Garms-Cornides So billigt Sperges das Lob, das Villa de Gaspari spendet, und hebt hervor, daß die in Castiglione delle Stiviere gegen die Amtsführung de Gasparis erhobenen Vorwürfe völlig unberechtigt gewesen seien24). Die Anstellung de Gasparis als Professor der Geschichte ii. Wien (1749) schreibt Sperges seiner eigenen Intervention zu — eine Tatsache, über die sich die ansonsten sehr ausführliche Biographie de Gasparis aus der Feder seines Bruders Lazzaro ausschweigt25). Durch die Überreichung von de Gasparis Vindiciae contra Sycophantes Juvavenses an Van Swieten habe er, Sper­ges, diesen dem ehemaligen Salzburger fürsterzbischöflichen Historiogra­phen gegenüber wohlwollend gestimmt, dem übrigens seine Tätigkeit in Salzburg nichts eingebracht hätte: „Verum plura illi (sc. Firmiani) polli­cebantur suis clientibus, quam praestare possent, et vellent“ 26). Sperges gibt auch eine interessante und sonst nicht überlieferte Nach­richt zu dem Schicksal von de Gasparis Manuskript der Historia ortus pro­gressusque Lutheranorum, das dieser in Salzburg ab 1741 im Auftrag des Fürsterzbischofs Leopold Anton Eleutherius Firmian niedergeschrieben hatte. Aus den Briefen Giambattistas an seinen Bruder Lazzaro de Gas­pari in Venedig und aus des letzteren Vita seines Bruder wissen wir, daß de Gaspari nur die erste Hälfte seines Manuskripts besaß, die zweite hatte Vigil Firmian, der Neffe des Fürsterzbischofs, an sich gebracht, um die Veröffentlichung zu verhindern oder zumindest bis zu einem Zeitpunkt hinauszuschieben, an dem über die peinliche Emigrationsaffaire des Jahres 1731 etwas Gras gewachsen wäre. Diese Haltung, die wohl von Familien­loyalität diktiert war, steht in erstaunlichem Mißklang mit dem ausge­zeichneten Verhältnis, in dem die jungen Firmian, Vigil in erster Linie, zu de Gaspari standen —- hatten sie doch dessen Anstellung bei ihrem Onkel erwirkt und mit ihm in Salzburg für Muratoris Ideale gekämpft. Der bei de Gaspari verbliebene Teil des ominösen Werkes, für das sich der Autor höchste Objektivität zum Maßstab gemacht hatte, wurde von Lazzaro de Gaspari in zwei getrennten Bänden 1775 und 1778 heraus­24) M/V illa Vita 7. — De Gaspari war in Castiglione als Auditore Gene­rale tätig. 25) M/Villa Vita 8: „meo consilio et opera renuntiatus“. Bekannt ist dage­gen die von Sperges hier nicht erwähnte Tatsache, daß er de Gaspari für die Aufnahme in die Bayerische Akademie vorschlug: Ludwig Hammermayer Gründungs- und Frühgeschichte der Bayerischen Akademie der Wissenschaften (Münchner Historische Studien, Abteilung Bayrische Geschichte 4, München 1959) 118. 26) M/V illa Vita 9. — In der Vita de Gasparis finden wir einen lateini­schen Brief und ein Gedicht im Stil Catulis, mit denen Sperges de Gaspari zu den Vindiciae beglückwünschte: Vita 137—138 Anm. a; ein anderes lobendes Schreiben mit Bezug auf Gedichte, die de Gaspari Sperges zur Begutachtung übergeben hatte, wird in der Vita mit dem Datum 1767 April 28 abgedruckt: Vita 253 Nr. 14.

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