Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 23. (1970)

GARMS-CORNIDES, Elisabeth: Marginalien des 18. Jahrhunderts zu zwei Biographien des Grafen Karl Firmian

132 Elisabeth Garms-Cornides nicht, seine Verdienste Dritten gegenüber herauszustreichen14) und — doch wohl nur für sich selbst — Firmians Biographien mit Randglossen zu versehen 14a). Betrachten wir nun einmal diese Marginalien näher und versuchen wir, sie zu klassifizieren: da sind einmal die „gelehrten“ Bemerkungen: in ihnen erweist sich Sperges als der Historiker, Geograph und In­schriftensammler des Tiroler und Trentiner Raums. So gibt er Präzisio­nen zu dem Ortsnamen Mezzocorona, für die er besonders kompetent war — bestand doch ein Band seiner Vorarbeiten für eine Geschichte Tirols im Mittelalter in einem Lexicon Geographicum Tirolense ad tempora medii aevi revocatum 15). Er kritisiert Villas Formulierung „Austriae Oeniponti principes“ 16) und findet für Arcos Angaben über das Alter der Familie Firmian nur ein "Wort des Spottes 17 18) — kein Wunder, war er doch selbst ein Kenner der Materie: in einem 1779 datierten Brief an Leopoldo Camil­lo Volta, Bibliothekar in Mantua, erwähnt Sperges eine von ihm selbst verfaßte dissertatio de origine ac nomine gentis Firmianaels). Schon Dipauli, der einen Teil von Sperges’ Nachlaß von Hormayr erhielt, konnte dieses Opus nicht mehr finden, das wohl eine Auseinandersetzung mit Roschmanns Vortrag De Firmianis Romanis et de veteribus sedibus Fir- mianis darstellte19). Interessant ist auch, daß Sperges die italienische 14) So z. B. im Briefwechsel mit seinem Bruder (s. Anm. 78 und 86) oder in einer Reihe von Briefen der Centuria. 14a) Es ist nicht zu klären, auf welchen Wegen die beiden hier besprochenen Biographien Firmians aus dem Besitz von Sperges in die heutige Universitäts­bibliothek Wien kamen. Aus Sperges’ Nachlaß wurden die handschriftlichen Materialien zu einer Tiroler Geschichte sowie dazugehörige Bücher — Nach­schlagwerke, Quellendrucke etc. — Friedrich Primisser zum Zweck der Heraus­gabe überlassen. Der Rest dürfte wohl verkauft worden sein, wie sich ja auch der den Nachlaß verwaltende Gatte der Universalerbin, Vinzenz von Egloff, nicht ausschließlich von Pietät und Selbstlosigkeit leiten ließ. Vgl. zum Testament und Nachlaß Pascher Sperges 108—112. Die beiden Biographien scheinen jedenfalls nicht in dem Verzeichnis der Primisser übergebenen Druck­werke auf (Innsbruck, Bibliothek des Ferdinandeums, Dipaul. 2137/6). 15) M/V illa Vita 5. Das Ms. des Lexicon Geographicum in Innsbruck, Bibliothek des Ferdinandeums, Dipaul. 1196. S. Pascher Sperges 110—111. Der Geschichte des Trentino brachte Sperges überhaupt großes Interesse ent­gegen, was sich aus seinem Aufenthalt in Rovereto als Sekretär der Grenz­kommission erklärt, dessen wichtigste Frucht seine Südtirolkarte ist; Pascher Sperges 98 ff zu dieser Tätigkeit sowie 112 ff zu den Beziehungen zur Rovere- taner Accademia degli Agiati. i«) M/V illa Vita 5. 17) A r c o Elogio 9: „contasi tale famiglia fra quelle che intervennero ai tornei dell’anno 1165 tenuti da Welfo Duca di Baviera ..M: „luogo comune per tutte le famiglie antiche“. 18) Sperges Centuria 181 epist. 93. i») Das Exemplar der Centuria in der Bibi. Ferd. Dipaul 406/1 enthält handgeschriebene Nachträge Dipaulis („Additiones ad Jos. Spergesii Vitam ab A. Cremesio conscriptam“, datiert 1801 und 1808), in denen sich der genannte

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