Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 21. (1968)
MIYAKE, Masaki: Die Achse Berlin – Rom – Tokio im Spiegel der japanischen Quellen
Die Achse Berlin-Rom-Tokio im Spiegel der japanischen Quellen 409 rungen des alten Politikers Herzog Kinmochi Saionji und anderer Politiker, welche seinerzeit sehr oft vom Ankläger herangezogen wurden, bereits während des Prozesses in ihrer Beweiskraft heftig umstritten waren l). Seither sind viele Erinnerungswerke erschienen. Erst kürzlich wurde eine Menge von Sammlungen der Originalakten herausgegeben. Diese neu entdeckten und im Tokioter Militärgerichtshof meist nicht berücksichtigten Akten, die nunmehr mit genügendem Kommentar veröffentlicht wurden, haben oft mit dem obigen Thema zu tun. Die Aktensammlungen, die besonders oft unser Thema berühren, sind folgende 2): (1) Die Aufzeichnungen des Generalfeldmarschalls Gen Sugiyama: „Sugiyama Memo, Daihon-ei Seifu Renraku Kaigi tő Hikki“ (Die Aufzeichnungen Sugiyamas, die Nachschriften der Verbindungskonferenzen zwischen dem Generalhauptquartier und der zivilen Regierung usw.) 3). Diese enthalten die Aufzeichnungen der „Verbindungskonferenzen“ (Renraku Kaigi) und der „kaiserlichen Konferenzen“ (Gozen Kaigi), d. h. der Konferenzen, die tatsächlich das höchste Entscheidungsgremium des damaligen Japan darstellten. Die „Verbindungskonferenz“ wurde auf Grund des Vorschlages des Vize-Generalstabschefs Osamu Tsukada, dessen Plan von dem Generalstabschef Sugiyama dem Kriegsminister Hideki Tőjő am 23. 11. 1940 empfohlen wurde, in der „Vier-Minister-Konferenz“ vom 26. 11. 1940 ins Leben gerufen. Die ähnliche aber unregelmäßige und u. a. durch die Meinungsverschiedenheiten über die Frage der Friedensvermittlung von dem deutschen Botschafter Oskar Trautmann in Nanking zwischen China und Japan Ende 1937/38 schon funktionsunfähig gewordene und daher längst eingeschlafene Verbindungskonferenz während des ersten Konoye-Kabinetts (1937—1939), die wieder im zweiten Konoye- Kabinett (1940—1941) ins Leben gerufen wurde, muß von dieser neuen Verbindungskonferenz unterschieden werden4). Zwar werden heute die beiden Serien dieser Konferenzen unter dem Sammelbegriff „Verbindungskonferenz“ geführt, aber tatsächlich nannte sich am Anfang die neuere Serie bis zur 39. Konferenz vom 12. 7. 1941 „Renraku Kondan Kai“ (verbindende und erörternde Konferenz). Prof. Nobutaka Ike ist, wie Prof. 1) Teiji Yabe, Konoye Fumimaro (eine Biographie des Herzogs Fumimaro Konoye hrsg. von Teiji Yabe im Aufträge der Kommission für die Herstellung einer Biographie Konoyes), Tokio 1952, Bd. 1., Vorwort des Verfassers, S. 6 ff. 2) Über die allgemeine Lage der Quellenpublikation in Japan siehe Kentaro Hayashi: Japanische Quellen zur Vorgeschichte des Pazifischen Krieges, in: „Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte“ Jg. 5, Heft 2/1957. 3) Sugiyama Memo, Daihon-ei Seifu Renraku Kaigi tő Hikki, hrsg. im Namen des Generalstabs von Masao Inaba, 2 Bde., Hara-Shobö-Verlag, Tokio 1967. Der Herausgeber Inaba, ein Heeresoffizier a. D., ist Mitglied des „Senshi- Shitsu“ (Archiv für Kriegsgeschichte) und veröffentlichte diese „Sugiyama Memo“ mit ausführlichen Einführungen. 4) Juri Tsunoda u. a.: Taiheiyő Senső e no Midii (Der Weg in den Pazifischen Krieg), Bekkan Shiryőhén (Sonderband für Quellenedition), Tokio 1963, S. 272.