Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 21. (1968)

SPRUNCK, Alphonse: Verteidiger der Interessen Österreichs in den südlichen Niederlanden während des Spanischen Erbfolgekrieges 1709–1714

10 Alphonse Sprunck sollten der reformierte Staatsrat und der neue Privatrat die Interessen der katholischen Niederlande in London und im Haag vertreten, wie die beiden Räte es vorher in Madrid getan hatten. Er befürchtete weitere hohe Ausgaben. Auch würden die beiden Räte, da Marlborough sein Amt als Gouverneur nicht ausübte, die Ernennung eines andern verhindern, um selbst die Macht in Händen zu behalten. Die Generalstaaten hatten Marlborough und Cadogan8) schon erklärt, sie würden den von ihnen für diesen Posten vorgeschlagenen van der Gote nicht als solchen aner­kennen. Den Vertretern des Staatsrates, die nach dem Haag gereist waren, riet Hortiz, im Falle einer Verweigerung ihrer Bitte, diese der Königin von England vorzulegen, mit der Bemerkung, die intrigante Herzogin von Arenberg habe Marlborough und Cadogan diese Reformen vorgeschla- gen. Wie Merode-Westerloo behauptete, wollte sie mit Hilfe einiger spanischer Abenteurer alles auf den Kopf stellen; diese hatten schon Quiros große Schwierigkeiten bereitet. Die Herzogin wollte auch dem Prinzen Eugen eine Überraschung bereiten. Hortiz riet dem Erzherzog, den ganzen Plan mit größter Gleichgültigkeit zu behandeln, da es bei der gegenwärtigen Lage für ihn galt, allen Schwierigkeiten aus dem Wege zu gehen; die Männer des Staatsrates würden seine Autorität doch nur als Deckmantel für die Wahrung ihrer eigenen Interessen benutzen. Aus einem Brief Hortiz’ vom 13. Februar geht hervor, daß er von den Anstrengungen der Franzosen, ihre Armee zu verstärken, nicht viel hoffte, da es ihnen an Geld und Menschen mangelte. Aber in Holland unterhielten sie viele Emissäre, die die Aufmerksamkeit auf die Frie­densvorschläge ihres Königs lenken sollten; im Haag allein waren ihrer vier in diesem Sinne tätig. Allgemein wurde erwartet, Marlborough würde bald dorthin zurückkehren, um solchen Bestrebungen entgegenzutre­ten, da er wußte, wie wichtig es sei, daß Erzherzog Karl in den Besitz der gesamten spanischen Monarchie käme. Unter den vorläufigen Umstän­den wäre ein solches Ziel nicht durch einen Friedensschluß zu erreichen. Aber die Generalstaaten könnten dem Herzog von Anjou einen Teil da­von zugestehen, um Frieden mit Ludwig XIV. zu machen, da sie, ganz zu Unrecht, von einer festen Barriere in den südlichen Niederlanden ge­nügend Sicherheit für ihr Land erwarteten. Die Wiener Regierung sollte die englische und die holländische fest davon überzeugen, daß die Ko­alition an ihrem ursprünglichen Ziele unbedingt festhalten müsse und daß ein weiterer Feldzug notwendig wäre 9). 8) William Cadogan hatte im Anfang des Krieges in Süddeutschland und bei Ramillies gekämpft. Durch den Sturz Marlboroughs, der ihn mehr­mals mit diplomatischen Missionen beauftragt hatte, wurde er abgesetzt, aber von Georg I. rehabilitiert. 9) „Segun la favorable disposición en que con los buenos succesos de la pasada (canpana) nos hallamos, se deve esperar el entero logro de lo que desde el principio de la guerra se propuso, que es de recuperar todos los Estados

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