Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 19. (1966)

STRNAD, Alfred A.: Pietro Corsinis Legation an den Kaiserhof. Zu den Beziehungen zwischen Reich und Kurie in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts

36 Alfred A. Strnad kamen auch die beiden päpstlichen Legaten, Bischof Pietro Corsini von Volterra, und Bischof Guido von Acqui, den der Papst am 12. Mai 1363 in Angelegenheiten von Kirche und Reich an Karl IV. und die deutschen Fürsten gesandt hatte93). Herzog Rudolf IV. von Österreich war be­gleitet von seiner jugendlichen Gemahlin Katharina, einer Tochter des Reichsoberhauptes, der nicht zuletzt das Werk der Versöhnung zu ver­danken war, sowie von seinem Kanzler, dem Bischof von Gurk, Johann Ribi von Lenzburg 94). in Olmütz der spätere Erzbischof von Prag Johann Ocko von Vlasim, gleich­falls ein Vertrauter des Reichsoberhauptes, waltete. In Leitomischl hingegen saß der kaiserliche Kanzler Johann von Neumarkt, der nach der Translation Ockos die Olmützer Diözese übernahm; in Worms gebot der von Karl IV. oftmals zu heiklen Missionen herangezogene Dietrich Bayer von Boppard, der bereits im nächsten Jahre den gefährdeten Bischofsstuhl von Metz an der Westgrenze des Reiches übernehmen sollte (vgl. dazu E u b e 1 376, 408, 318, 534, 358). Eine sehr interessante Gestalt ist auch der damalige Bischof von Chur Peter Wurst (Jelito), der aus der Landskroner Gegend stammte und 1368 Bischof von Leito­mischl, später sogar Erzbischof von Magdeburg und schließlich Bischof von Olmütz wurde, wo er 1387 verstarb. Als Kirchenfürst hatte er einen minder günstigen Ruf denn als kaiserlicher Rat und Gesandter (vgl. das harte Urteil des päpstlichen Kollektors Bernardus Marthesii über seine Churer Amtsführung: ecclesia Curensis destructa est per Luthemislensem episcopum bei Karl Müller, ein Bericht über die finanziellen Geschäfte der Curie in Deutschland und die allgemeinen Zustände der Kirche daselbst. Zeitschrift für Kirchen­geschichte 2, 1877, 619). Auch der Bischof von Schwerin Albert von Sternberg stand dem Kaiser sehr nahe; er war vom Domdekan von Olmütz zum Bischof in der Mark Brandenburg aufgestiegen und wurde später nach Leitomischl transferiert, um dem Kaiserhof näher zu sein. Zur Zeit der zweiten Romfahrt Karls (1368) genügte ein Wort des Kaisers, um dem an der Spitze einer statt­lichen Ritterschar im Reichsheer mitreitenden, durchaus ungeistlichen, doch der kaiserlichen Politik unbedingt ergebenen Bischof in allerkürzester Frist das reiche Erzstift Magdeburg zuzuwenden. Allein er konnte sich dieser Auszeich­nung nicht lange erfreuen, denn schon gegen Ende des Jahres 1371 mußte er, in paralisi morbo sepius laborans, nach Leitomischl zurückversetzt werden, wo er 1380 auch verstarb (vgl. Eubel 539, 321 und 318; sowie Pirchan, Italien und Kaiser Karl IV. 52 *. Vgl. über ihn auch P o d 1 a h a, Series 34 n. 299). 93) Das Beglaubigungsschreiben für Bischof Guido von Acqui v«m 12. Mai 1363 findet sich in Reg. Vat. 245, fol. 156r—v; gedruckt in Monumenta Vaticana 3, 89 n. 128 (für Karl IV.); Regesten ebd. 90, nn. 129 f.; sowie Lang, Acta 1/2, 532 n. 748. Es ist gerichtet an das Reichsoberhaupt, Kaiser Karl IV., sowie an die Erzbischöfe von Magdeburg, Prag, Mainz, Salzburg und Trier und an die Bischöfe von Straßburg, Leitomischl und Olmütz. — Bischof Guido II., der aus dem Hause der Markgrafen von Incisa stammte, war ursprünglich Ruraldekan von Ceyzérieu in der Diözese Genf, eine Würde, mit der gewöhnlich eine Dom­herrenstelle im Genfer Kathedralkapitel verbunden war, wurde dann durch die Gunst Papst Klemens’ VI. Bischof von Acqui in Oberitalien (seit 18. Juli 1342). Als solcher ist er auch 1373 verstorben (vgl. über ihn außer Eubel 98; besonders Guido B i o r c i, Antichitä e prerogative d’Acqui-Staziella, sua istoria profana-ecclesiastica 2, Tortona 1818, 50; und Giacinto Lavezzari, Storia d’Acqui, Acqui 1878, 308). 94) Mit Rudolf kamen noch seine beiden minderjährigen Brüder, die Herzoge

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