Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 19. (1966)
SPRUNCK, Alphonse: Francisco Bernardo de Quiros, ein spanischer Diplomat im Dienste des Hauses Österreich während des spanischen Erbfolgekrieges
92 Alphonse Sprunck stände durch die Regierung der Verbündeten, die sich weigerten, dieses der ausschließlichen Souveränität des Erzherzogs zu unterstellen; alle Mißstände würden sich mit der Zeit ausgleichen. Quiros wollte Marlborough erklären, diese günstige Stimmung der Bevölkerung sei aber nicht für die Zukunft gesichert, wenn man nicht andere Maßnahmen träfe. Eine Regelung der Barrierefrage ohne Rücksicht auf die Rechte des Erzherzogs und die Freiheit der Einwohner könnte schlimme Folgen haben. Bei Audenarde erfochten die Verbündeten am 11. Juli einen glänzenden Sieg. Quiros sandte dem Erzherzog am 19. einen ausführlichen Bericht über die günstige Lage der Verbündeten in Flandern; natürlich wünschte er, daß sie diesen Erfolg durch weitere rasche Angriffe ausnützten. Auch in einem Brief an Wratislaw vom 23. berichtete er über die Aufgaben, die sich vorläufig Prinz Eugen und Marlborough stellten. Schwere Artillerie, die für die Belagerung der Festungen und der französischen Feldlager nötig war, mußte über weite Umwege aus Maastricht herbeigeschafft werden. Die Truppen der Grafen Schlick und Nassau waren schon in die Hauptarmee eingegliedert, während die Hessen und Sachsen in Brüssel verblieben waren, wo sie die Einwohner schwer bedrängten. Quiros befürchtete daraus schlimme Folgen, da diese schon unzufrieden waren. Die Brabanter und Flamänder erklärten ganz offen, sie wünschten einen König und keine Regierung der Verbündeten; die Freiheit ihres Handels, vielleicht sogar ihre Religion seien bedroht. Sie ärgerten sich auch, daß sie Erzherzog Karl keinen Huldigungseid leisten durften, nachdem sie dem Herzog von Anjou einen solchen geleistet hatten. Die Franzosen und ihre Parteigänger betonten besonders, durch die Bewilligung einer Barriere für die Holländer würden ihre nördlichen Nachbarn den Schutz Österreichs verlieren. Für die Bevölkerung wurden die Lasten immer höher. Wichtige Posten in der Regierung waren mit Anhängern Frankreichs oder unzuverlässigen Elementen besetzt; auf diese Weise hatte der Magistrat von Gent große Verantwortung an der Übergabe der Stadt an die Franzosen. Nach allem, was Quiros während drei Jahren in den katholischen Niederlanden erlitten hatte, konnte er unmöglich länger dort bleiben. Große Sorge machte ihm auch die Einnahme von Tortosa durch die Franzosen am 11. Juli. Sein einziger Trost war der Aufenthalt des Prinzen Eugen in Flandern; von ihm erhoffte er Unterstützung auch für seine Bitten bei den Seemächten um Hilfeleistung für einen Angriffskrieg in Spanien. An den Erzherzog sandte er am 24. Juli Abschriften dieses Briefes und eines andern an Sinzendorf. Er berief sich auf ein Schreiben des kaiserlichen Gesandten Heems, der ihm Bericht erstattet hatte über die Anwerbung pfälzischer Rekruten und die baldige Auszahlung einer Summe von 800 000 Gulden, die die Generalstaaten nach der Schlacht