Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 19. (1966)

SPRUNCK, Alphonse: Francisco Bernardo de Quiros, ein spanischer Diplomat im Dienste des Hauses Österreich während des spanischen Erbfolgekrieges

Francisco Bernardo de Quiros, ein spanischer Diplomat 73 in einer Zeit, da Barcelona vom Feinde bedroht war, obwohl sie zur rechten Zeit erfahren hatten, ein Geschwader mit pfälzischen Truppen habe den Hafen von Genua verlassen. Der Plan der Engländer, eine Flotte ins Mittelmeer zu senden, konnte in Folge der ungünstigen Witterung nicht durchgeführt werden. Quiros bedauerte einerseits, daß im englischen Parlament die Anstren­gungen des Kaisers für den Sieg nicht nach Gebühr geschätzt wurden und seine tatsächliche Machtstellung in Europa seiner Würde nicht entsprach. Anderseits mußte Österreich alle Mittel aufbieten, um in den Besitz Spaniens zu kommen, da in den verbündeten Ländern viele behaupteten und sogar schrieben, die Wiener Minister trügen an den Erfolgen Frank­reichs die Verantwortung. Keine verlorene Schlacht in Ungarn, Deutsch­land, Flandern oder Italien, wohl aber Erfolge in Spanien würden den Ausgang des Krieges entscheiden. Da Quiros immer noch hoffte, Prinz Eugen würde schließlich doch noch dorthin geschickt werden, bat er ihn, ihm auch nur bei einer kurzen Durchreise durch Flandern eine Unter­redung zu gewähren, damit er ihm mündlich genauem Bericht über die Lage erstatten könne. An Wratislaw schrieb Quiros am 12. Februar, er habe dessen Brief an Heems gesehen und auch den, den dieser an Marlborough geschrieben hatte. Quiros war müde, sich um die Ernennung des Prinzen Eugen zum Kommandanten in Spanien zu bemühen, aber immerhin wollte er Wratis­law auf seinen Brief antworten, daß er dessen Ansichten nicht teilte. Einen Offensivkrieg in Spanien sah er als entscheidend für das Schicksal des Hauses Österreich an; auch durch die Maßnahmen gegen Ungarn *) durfte ein solcher nicht verzögert werden, da ein Rückzug aus Katalonien zum Verlust jeder Hilfe von seiten der Seemächte geführt hätte. Wratislaw glaubte, durch die beständigen Klagen 2) der Verbündeten und der Minister des Erzherzogs würde Graf Guido Starhemberg des Ober­befehls in Spanien bald überdrüssig werden; aber gerade durch ihr Ein­treten für den Prinzen Eugen hatten die Seemächte klar bewiesen, daß sie dort die Anwesenheit eines tüchtigen Generals wünschten. Auch Star­hemberg galt als einer der tüchtigsten Feldherren Europas. Jeder Vor­wand, um die Wiener Minister für die schlimme Lage in Spanien ver­antwortlich zu machen, mußte vermieden werden. Um die Unterstützung von England und Holland zu erlangen, mußten die Minister des Erzherzogs sich dem Willen dieser Mächte fügen, wie übrigens ihre Wünsche und die seiner Generäle mit den ihrigen übereinstimmten. Aus Rücksicht auf die Verbündeten, vor allem auf die Königin von England, die so große Festigkeit für die Fortsetzung des Krieges zeigte, durfte Katalonien nicht aufgegeben werden. In diesem Falle wären die Verbündeten kriegsmüde geworden; eine Eroberung Spaniens durch Frankreich wäre auch für den Kaiser und seine Dynastie ein schwerer Schlag 3).

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