Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 19. (1966)

SPRUNCK, Alphonse: Francisco Bernardo de Quiros, ein spanischer Diplomat im Dienste des Hauses Österreich während des spanischen Erbfolgekrieges

Francisco Bernardo de Quiros, ein spanischer Diplomat 57 Bruders zu ermutigen, müsse Kaiser Joseph trotz seinen Verpflichtungen in Ungarn, am Rhein und in Italien für Katalonien übermäßige Anstren­gungen machen und dem Wunsche der Verbündeten nachgeben, die Truppen, die er dorthin senden würde, unter den Oberbefehl des Prinzen Eugen zu stellen. Aus dem Haag schrieb Quiros dem Erzherzog am 2. Dezember, die Verbündeten zeigten guten Willen, ihn zu unterstützen, und er hoffe, daß sie endlich zur Tat schreiten würden. Er nahm an, der Erzherzog wäre auch über die günstige Stimmung im englischen Parlament unterrichtet3). Von seinem Brief an die Generalstaaten legte er eine Abschrift bei. Hier­in führte er aus, daß nach dem Verlust von Lerida Katalonien den Fran­zosen offen stand. Diese Niederlage erklärte er durch die Verzögerung, nach dem mißglückten Einfall des Herzogs Viktor Amadeus in Frank­reich oder wenigstens nach der Einnahme von Susa durch den Prinzen Eugen4) die pfälzischen Truppen aus Italien nach Spanien zu schicken. Um den Feind aus Katalonien zu vertreiben, war nunmehr eine gewaltige Übermacht nötig. Keine Zeit durfte verloren gehen, da die Jahreszeit schon ziemlich vorgeschritten und Barcelona bedroht war. Durch die Notwendigkeit, die Franzosen aus Katalonien zu vertreiben, waren die Seemächte gezwungen, dort Truppen und Geldmittel zu verwenden, die sie auch anderwärts vorteilhaft gebrauchen könnten. Quiros betonte scharf, daß er auch dem Kaiser und der Königin von England Berichte gesandt hatte, um sie für die Lage in Katalonien im gemeinsamen Interesse aller Verbündeten zu interessieren. Auf diesen Brief an die Generalstaaten wünschte Quiros eine bestimmte Antwort über ihre Beschlüsse. Am 16. Dezember schrieb Quiros dem Erzherzog aus dem Haag, daß er sich entschlossen habe, in dieser Stadt zu bleiben, bis er ihm ein ge­naues Ergebnis seiner Bemühungen um Hilfe mitteilen könne. Von Marlborough erwartete er Nachrichten innerhalb fünf bis sechs Tagen. Mitglieder der Generalstaaten hatten Quiros mitgeteilt, sie hätten er­fahren, Erzherzog Karl habe mit England einen Handelsvertrag abge­schlossen. Obwohl sie nicht offen sagten, daß sie diese Meldung glaubten, zeigten sie sich beunruhigt. Ihr Glaube an eine solche Abmachung hätte schlimme Folgen gehabt. Quiros hatte ihnen geantwortet, er sähe ein solches Gefücht als erfunden und böswillig an, zumal da der Erzherzog noch nicht im Besitz von Ländern sei, die Handel treiben könnten, so- daß die Frage von Verträgen sich überhaupt nicht stellte; nach Ab­schluß eines günstigen Friedensschlusses wäre Erzherzog Karl sicherlich zu gerechten und billigen Abmachungen solcher Art gerne bereit. Um Schwierigkeiten zwischen England und Holland zu vermeiden, bat er diesen um die Erlaubnis, dies Gerücht dementieren zu dürfen. Der Erzherzog schrieb Quiros am 3. März 1708, der Minister Stanhope habe ihm tatsächlich mit Erlaubnis der Königin vor sechs Monaten einen solchen Vertrag vorgeschlagen, doch habe er ihm geantwortet, er müsse

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