Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 19. (1966)
WEINZIERL-FISCHER, Erika: Die Bedeutung des Zeitungsarchivs Borgs-Maciejewski für die zeitgeschichtliche Forschung
590 Literaturberichte Österreich“ (S. 150—206) kann der Verfasser, der unmittelbar an dem geistig-kulturellen Wirken tätigen Anteil nahm, gleichsam in seligen Erinnerungen schwelgen; diese Schilderungen sind zum Verständnis jener wohl einmaligen kulturellen Ballung im Wien der letzten Jahrzehnte der Donaumonarchie, abgesehen von ihrem historischen und kulturgeschichtlichen Inhalt, auch für die Beurteilung des Lebensstils jener gehobenen Gesellschaftschicht von einprägsamer Bedeutung. Wie schon einleitend bemerkt, steht aber im Mittelpunkt des Memoirenwerkes an erster Stelle nicht der charmante Erzähler und Gesellschaftskritiker, sondern der Historiker und wie ernst Bourgoing diese ihm verhältnismäßig spät gewordene Berufung nimmt, davon möge sich jeder in dem „Epilog“ überschriebenen Kapitel überzeugen. In diesem Schlußkapitel ist sein Bekenntnis zu exakter Forschung niedergelegt, und den auf S. 319 niedergeschriebenen Grundsätzen („wer von kompetenter Seite als Historiker angesprochen zu werden anstrebt, soll nicht vermeinen, hiezu genüge die Lektüre mehrerer ihm zusagender Schriften über das gewählte Thema, sondern bei Fachleuten Rat einholen, denn alle Feststellungen und Urteile müssen auf einwandfreien Unterlagen beruhen. Diese Methode erfordert freilich eine emsige Vorbereitung, ohne die eine sachgemäße Auswahl nicht gelingt“), hat er immer nachgelebt. Seine bisher veröffentlichten historischen Werke sind nicht nur die Frucht umfassender Belesenheit, sondern das Ergebnis intensiver, jahrelanger, emsiger Forschungsarbeit in den Archiven, und so vermochten sie auch Neues und Bleibendes zu dem jeweils behandelten Thema auszusagen. Ein weiterer großer Vorzug, nicht nur seines vorliegenden Memoirenbandes, sondern aller seiner Bücher ist sein gewandter Stil und seine packende Darstellungsgabe, die ihn befähigen, die Ergebnisse der Forschung in allgemein verständlichem Gewände einem weiteren Leserkreis nahezubringen. Sein „Andere Zeiten-Rückblick vor dem Abschied“ möge, wenn auch als Vermächtnis gedacht, nicht der Schlußstrich, sondern nur ein Gedankenstrich vor einer weiteren Folge seiner historiographischen Tätigkeit sein. Richard B 1 a a s (Wien). Akten zur Deutschen Auswärtigen Politik 1918—1945. Serie D 1937—1945. Bd. XI. Die Kriegsjahre, Vierter Band, Erster Halbband, 1. September bis 13. November 1940. LXXXVI und 478 Seiten. Zweiter Halbband, 13. November 1940 bis 31. Januar 1941, Seite 479 bis 1086. Gebr. Hermes KG. Bonn 1964. Die Anlage und Gestaltung dieser beiden Halbbände entspricht den vorgehenden Bänden (s. MÖStA. 15, 1962, S. 663 ff. und 16/1963, S. 568 f.). Mit 738 Nummern umfaßt dieser Gesamtband die Zeit vom September 1940, mit der Zurückstellung der Invasionspläne Hitlers gegen England bis in den Winter mit den Vorbereitungen vor allem des Balkanfeldzuges, aber — in den diplomatischen Akten noch weniger erkennbar als auf dem militärischen Sektor, auch des Unternehmens Barbarossa. Tatsächlich hat der Ende August vorangegangene Wiener Schiedspruch der Achsenmächte zwischen Ungarn und Rumänien nicht nur zu gewissen Spannungen im Donauraum und auf dem Balkan geführt, sondern auch