Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 19. (1966)

WEINZIERL-FISCHER, Erika: Die Bedeutung des Zeitungsarchivs Borgs-Maciejewski für die zeitgeschichtliche Forschung

Rezensionen 587 Entscheidungen und Resultate, „welche der konstitutionelle Monarch nicht zu verhindern vermag, für die er aber auch andererseits die Verantwor­tung nicht übernimmt“. Während der Briefwechsel des Kaisers mit Papst Pius X. schütter ist — der legendäre Brief nach dem Mord des Thronfolgers scheint nicht zu existieren — gibt es die umfangreiche und bedeutsame Korrespondenz mit Benedikt XV., in der es um die Hauptfrage der Friedensvermittlung geht. Aus dem direkten Schriftwechsel dieses Papstes mit Kaiser Karl war nur die Friedensnote Papst Benedikts selbst im Wortlaut bekannt, alle anderen Schreiben sind hier erstmalig veröffentlicht. Den variieren­den Antwortentwürfen kommt viel Interesse zu. Der anschließend weiter­geführte persönliche Briefwechsel zwischen Kaiser und Papst hatte ange­sichts der Durchbruchschlacht bei Caporetto, Oktober 1917, ein Ende, denn es war um den Vorschlag der Abtretung von Gebieten an Italien ge­gangen. Genau ein Jahr später erging am 23. Oktober 1918 ein im Wort­laut nicht bekanntes Telegramm Kaiser Karls an den Papst. Die darin erbetene Intervention bei der italienischen Regierung mußte wegen der schon im Gang befindlichen italienischen Offensive wirkungslos bleiben. Mit dieser kurzen Mitteilung Papst Benedikts vom 17. Oktober endet diese Epoche engster Beziehungen und, trotz zahlreicher Spannungen, doch prinzipiellen Gleichgerichtetseins. Anna Coreth (Wien). Burg Hans-Henning von der, Gestaltung und Ideen. Aus den Schriften des Fürsten Karl Joseph de Ligne. (Österreichische Diplomaten). Verlag Styria. Graz-Wien-Köln 1965. 232 Seiten. Nach dem ersten Band über Metternich (s. MÖStA. 16, 1963, S. 507 f.) folgt nun in der vorliegenden Reihe eine Auswahl aus den Schriften des Fürsten de Ligne. Zweifellos ist der Gegenstand dieses zweiten Bandes anziehender und sympathischer. Hier tritt uns — wie Paul van Zeeland in seinem gescheiten Vorwort bemerkt — noch einmal ein wirklicher Grandseigneur der alten Schule entgegen, ein Mann von wahrhaft euro­päischem Format und Horizont. Seine Schriften, von denen hier uns nur eine kleine Auswahl geboten werden kann, lassen uns ungeachtet einer geradezu klassischen reaktionären Grundeinstellung auch die positiven Seiten der Zeit vor der französischen Revolution ahnen. In einer sehr ausführlichen Einleitung vermittelt uns der Heraus­geber ein eindrucksvolles Charakterbild dieses interessanten Aristokraten. Die folgende Auswahl aus den Schriften ist, wie bemerkt, notwendiger­weise sehr knapp gehalten. Immerhin vermittelt sie uns nicht nur ein sehr bezeichnendes und gediegenes Porträt des Fürsten, sondern auch charakteristische Züge seiner Zeit und seiner Mitmenschen. Leider ent­behrt die Ausgabe jeder detaillierter Quellenangabe, doch entschädigt uns dafür der bibliographische Anhang nach dem Nachwort des Heraus­gebers. Von den Texten sind besonders die Erinnerungen hervorzuheben mit ihren charakterisierenden Skizzen bedeutender Zeitgenossen des Fürsten. Daneben sind auch die historischen Reflexionen über seine bewegte Zeit

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