Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 19. (1966)

WEINZIERL-FISCHER, Erika: Die Bedeutung des Zeitungsarchivs Borgs-Maciejewski für die zeitgeschichtliche Forschung

Rezensionen 551 eine Epoche starker Entwicklung auf allen Gebieten, eine Zeit des wirt­schaftlichen Aufschwunges, geistiger Spannungen und Kämpfe und zu­letzt grundlegender politischer Umwälzungen. In mancher Hinsicht kön­nen die österreichischen Niederlande als ein Kristallisationspunkt euro­päischer Strömungen bezeichnet werden. In den zahlreichen kurzen Kapiteln seines Buches will der Autor „ein buntes Mosaik des Lebens und der Kultur in allen ihren Zweigen“ zu­sammenstellen, indem er „eine Fülle von Einzelheiten, die geschaffen sind, den Leser ein Stück 18. Jahrhundert nacherleben zu lassen und ihm vielleicht zur Unterhaltung zu dienen“ (Vorwort, S. 7), in geschickter und anregender Weise verschmilzt. Es ist nicht eine bestimmte Fragestellung, die dem Buch zugrunde liegt, sondern es sind die konkreten Geschehnisse und die handelnden Menschen, die den Autor interessieren, Wirtschaft, gesellschaftliches Leben, Kunst, neben den politischen Ereignissen. Das Material schöpfte er in erster Linie aus der reichlich vorhandenen Lite­ratur, die insbesondere in Belgien, aber auch in Österreich bis in jüngster Vergangenheit erschienen ist (Sprunck). Zur Ergänzung werden Archi­valien des Haus-, Hof- und Staatsarchivs in Wien herangezogen. Es handelt sich hiebei vor allem um die „Abteilung Belgien“, die gewiß noch unausgeschöpftes Material in viel reicherer Menge für die betreffende Epoche besitzt, dessen sinnvolle Verwertung aber wohl eine parallele Forschung in belgischen Archiven voraussetzen würde. Für den hier ge­botenen Überblick war dies nicht nötig, daher ist auf Quellenforschung in größerem Maßstab verzichtet worden, ebenso wie auf die Quellen­nachweise. Ein ausführliches Literaturverzeichnis, das alphabetisch nach Autorennamen angeordnet ist, bietet dem Historiker leider nur einen geringen Ersatz. Es ist sehr beachtlich, wieviel fremdsprachige Speziallite­ratur hier verwertet wurde und wie reich die Kenntnisse des Autors sind. Dennoch darf zu dem Kapitel „Die Bulle Unigenitus“, das in knappen Strichen die so komplexe Frage des Jansenismus in den Niederlanden behandelt, auf ein bedeutsames, zeitgenössisches Werk hingewiesen wer­den, das anonym in 4 Bänden in Brüssel erschien, dessen bedeutender Autor G. du Pac de Bellegarde aber bekannt ist. Es scheint neben anderen neueren Arbeiten zu diesem Thema im Literaturverzeichnis nicht auf. So kann abschließend gesagt werden, daß das vorliegende Buch einen sehr begrüßenswerten Überblick bietet, ein farbiges Gesamtbild, auf dessen Grundlage weitere Forschungen an Hand der Wiener Archivbe­stände in verschiedener Richtung unternommen werden sollten. Anna C o r e t h (Wien). Oer Rudolfine Freiin von, Der Friede von Preßburg. Ein Beitrag zur Diplomatiegeschichte des Napoleonischen Zeitalters. (Neue Münstersche Bei­träge zur Geschichtsforschung Bd. 8). Aschendorff sehe Verlangsbuchhand- lung, Münster/Westf. 1965. VIII und 292 Seiten. Die vorliegende Studie ist eine Dissertation aus der Schule Kurt von Räumers. Es handelt sich also um eine Erstlingsarbeit; dennoch hat sie ein französischer Fachgenosse mit Recht als eine klassische Studie bezeichnet.

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