Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 19. (1966)

STRNAD, Alfred A.: Pietro Corsinis Legation an den Kaiserhof. Zu den Beziehungen zwischen Reich und Kurie in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts

Pietro Corsinis Legation an den Kaiserhof 35 Kaum hatten die Wittelsbacher aber die Moldaustadt verlassen, wur­den die zum endgiltigen Friedensschluß notwendigen Verhandlungen zwischen dem Kaiser und Herzog Rudolf IV. zum Abschluß gebracht. Der Habsburger hatte, wie kurz vorher König Ludwig, jetzt auch dem Luxemburger eine Erbeinung in Vorschlag gebracht und dadurch seinem Wunsch Ausdruck verliehen, mit ihm in ein näheres Verhältnis treten zu wollen. Karl IV., ein besonderer Freund derartiger Verträge, ging sogleich darauf ein und begab sich zu Anfang Februar 1364 nach der mährischen Landeshauptstadt Brünn, um hier mit König Ludwig und Herzog Rudolf zusammenzutreffen * 91). Der Kaiser kam nicht allein, sondern an der Spitze eines stattlichen Gefolges, zu dem, abgesehen von Markgraf Johann von Mähren, Herzog Rudolf von Sachsen, der Erzbischof von Prag, die Bischöfe von Feltre, Olmütz, Leitomischl, Worms, Chur, Schwerin und die Herzoge von Braun­schweig, Pommern-Stettin, Schweidnitz, Liegnitz, Oppeln sowie von Teschen, ferner mehrere Grafen und viele Herren gehörten92). Mit ihm Hofgericht zu entscheiden. Unter den Zeugen befinden sich neben König Waldemar von Dänemark, Herzog Rudolf von Sachsen-Wittenberg und Mark­graf Johann von Mähren, der Erzbischof von Prag und die Bischöfe von Leitomischl, Ölmütz, Augsburg und Chur sowie zahlreiche Adelige (gedruckt bei Ughellus, Italia Sacra 3, col. 151 f.; vgl. auch Regesta Imperii VIII, n. 4002). Am selben Tage privilegierte der Kaiser auf Bitten des Bischofs von Florenz in der Stadt ein studium generale mit dem Vorrechte, Doktoren zu kreieren (gedruckt Ughellus 3, col. 153 f.; vgl. Regesta Imperii VIII, n. 4003; sowie Max Meyhöfer, Die kaiserlichen Stiftungsprivilegien für Universitäten. Archiv für Urkundenforschung 4, 1912, 297). Noch am 5. Januar 1364 tritt Bischof Pietro Corsini in einer Urkunde Karls IV. für König Waldemar von Dänemark unter den Zeugen auf (Regesta Imperii VIII, n. 4004). 91) Noch am 1. Februar 1364 urkundet Karl IV. in Prag (Regesta Imperii VIII, nn. 4007 f.). Damals findet sich der päpstliche Legat, der mittlerweile zum Bischof von Florenz erhoben worden war, in seiner nächsten Umgebung. Corsini tritt als Urkundenzeuge in der Belehnungsurkunde für die Markgrafen von Soranea (Regesta Imperii VIII, n. 4007) sowie in der Bestätigungsurkunde für den Bischof Guido von Acqui (über diesen vgl. 36 Anm. 93) vom gleichen Tage auf (ebd. n. 4003). Neben ihm finden sich unter den Zeugen Kurfürst Rudolf, Herzog von Sachsen-Wittenberg, König Waldemar von Dänemark, Erzbischof Ernst von Prag sowie die Bischöfe Johann von Olmütz und Johann von Leitomischl, Dietrich von Worms, Peter von Chur und Markgraf Johann von Mähren, ferner die Herzoge Stephan und Albrecht von Bayern, Balthasar von Braunschweig, Bolko von Schweidnitz-Jauer, Bolko von Oppeln, Przemislaw von Teschen und Heinrich von Liegnitz sowie andere vornehme Herren. — Wenige Tage darauf, am 8. Februar, urkundet das Reichsoberhaupt bereits in Brünn (ebd. n. 4009). 92) Der Personenkreis ergibt sich aus der Zeugenreihe der Urkunden des Brünner Kongresses (Regesta Imperii VIII, nn. 4009—12). Auffällig ist, daß von den anwesenden Kirchenfürsten die meisten ihre Erhebung dem Kaiser zu ver­danken hatten; so war der Bischof von Feltre Jakob von Brünn im Jahre 1354 durch die Gunst Karls IV. und seines Stiefbruders, des Patriarchen Nikolaus von Aquileia, von der Pfarrkirche in Musehow (Diözese Olmütz) auf das ober­italienische Suffraganbistum von Aglei versetzt worden (E u b e 1 133), während 3*

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