Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 19. (1966)

STRNAD, Alfred A.: Pietro Corsinis Legation an den Kaiserhof. Zu den Beziehungen zwischen Reich und Kurie in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts

Pietro Corsinis Legation an den Kaiserhof 29 Kasimirs von Polen, seinen Neffen mit dem Reichsoberhaupte zu ver­söhnen, fanden günstigeren Boden als zuvor. Schon im April 1363 dürften zwischen beiden freundlichere Beziehungen geherrscht haben, da Kaiser Karl IV. in einer Urkunde vom 4. des Monats den ungarischen Herrscher frater noster carissimus nennt72). Mit dem Habsburger hatte sich das Reichsoberhaupt damals allerdings noch nicht ausgesöhnt, da er an diesem Tag alle Abtretungen und erzwungenen Verträge zwischen Rudolf IV. und dem Patriarchen von Aquileia für ungiltig erklärte und letzteren sogar aufforderte, selbe auf keinen Fall einzuhalten 73). Der erste sichtbare Erfolg der Bemühungen König Kasimirs zeigte sich erst zu Anfang Mai, als eine Zusammenkunft zwischen dem Kaiser und dem König von Ungarn an der mährisch-ungarischen Grenze statt­fand. Daß damals auch der Habsburger mit dem Reichsoberhaupte zu­sammentraf, steht keineswegs fest, darf jedoch mit großer Wahrschein­lichkeit angenommen werden74). Denn am 9. Mai 1363 wurde dann zwischen Karl und Ludwig ein Waffenstillstand geschlossen, in den auch der österreichische Herzog aufgenommen worden war. Unter Vermittlung der von beiden Seiten erwählten Schiedsrichter, Kasimir von Polen und Herzog Bolko von Schweidnitz, einigten sich die Fürsten, daß dieser von unbestimmter Dauer sein und erst vier Monate nach erfolgter Aufkündi­gung enden sollte75). Zur selben Zeit aber ging der erwählte Bischof Johann von Waitzen als ungarischer Gesandter nach Avignon, um dem Papst den Antrag Ludwigs zu unterbreiten, auf eigene Kosten ein Heer gegen Bernabö Visconti nach Italien schicken zu wollen76). Wenn der 72) Vgl. die Urkunde Karls IV., in der alle Abtretungen und erzwungenen Verträge, die Patriarch Lodovico della Torre von Aquileia mit Rudolf IV. hatte schließen müssen, für ungiltig erklärt werden und der Kirchenfürst verpflichtet wird, selbe nicht einzuhalten, bei Zahn, Austro-Friulana 190. 73) Z a h n, Austro-Friulana 190—192, n. 152. 74) W e r u n s k y, Geschichte Karls IV. 3, 271; und Steinherz, Beziehun­gen 553. 7ä) Vgl. dazu das Schreiben des Kaisers an die Furlaner, in dem er seinen Waffenstillstand mit Herzog Rudolf von Österreich anzeigt (gedruckt bei Zahn, Austro-Friulana 193 f., n. 154; vgl. auch Regesta Imperii VIII, n. 3953). Die Zusammenkunft ergibt sich aus der Reise Karls IV. nach Ungarisch-Hradisch, wo er am 8. Mai urkundet (ebd. n. 3952) und aus dem Aufenthalt Ludwigs in Tyrnau am 6. Mai (vgl. die Angaben bei Steinherz, Beziehungen 553, Anm. 4). 7«) Darüber unterrichtet das Schreiben Urbans V. an König Ludwig von Ungarn vom 26. Februar 1364 bei T h e i n e r, Vetera Monumenta 2, 59 n. CVII. — Im Juli 1363 ist Bischof Johann von Waitzen (Bischof daselbst von 1362— 1376; vgl. Eubel 512) wieder nach Ungarn zurückgekehrt (vgl. den Bericht des Additamentum primum ad chronicon Cortusiorum, ed. Ludovicus Antonius Muratorius, Rerum Italicarum Scriptores 12, Mediolani 1728, col. 969: El quäl messer io re, prima che’l ricevesse le lettere del magnifico Signore, audida la materia della novitá per Zuanne de’Sordi vescovo di Vada el qual vignia dalia Corta Romana et arrivado a Pava havea sentido ogni cosa ..bzw. das Schreiben des ungarischen Herrschers an Venedig vom 10. Juli 1363, ed Sime

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