Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 19. (1966)
STRNAD, Alfred A.: Pietro Corsinis Legation an den Kaiserhof. Zu den Beziehungen zwischen Reich und Kurie in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts
Pietro Corsinis Legation an den Kaiserhof 21 weitere Verhandlungen folgen sollten. König Kasimir, der nunmehr an dem Krieg jegliches Interesse verloren hatte, verließ jetzt das ungarische Lager und trat die Heimfahrt nach Polen an; schon am 18. Juli urkundet er in Dalescyze unweit von Radom im ehemaligen Russisch-Polen5ä). Allein die Friedensverhandlungen, die auf ungarischer Seite vom Palatin Nikolaus Konth und vom Judex curiae Stephan Bebek geführt wurden, brachten nicht das erwartete Resultat. Die ungarischen Bevollmächtigten kehrten daher wieder in ihr Lager zurück, das sie jedoch völlig verlassen vorfanden. Das Heer König Ludwigs hatte sich höchstwahrscheinlich aus Mangel an Lebensmitteln vorzeitig zerstreut, und auch Herzog Rudolf von Österreich war bereits abgezogen 5e). Schon zu Ende Juli finden wir ihn in Passau, wo er einen neuen Bundesgenossen gegen den Kaiser gewann; es war dies Herzog Stephan von Niederbayern, der, von Karl IV. schwer beleidigt, am 31. Juli 1362 mit dem Habsburger ein Bündnis gegen jeden Feind einging 55 56 57). Allein zu einer kriegerischen 55) Vgl. Steinherz, Beziehungen 550 f. Anm. 6; bzw. Regesta Imperii VIII, n. 3875 a. Allerdings urkundet der Polenkönig noch am 10. Juli in Tyrnau, was schon Steinherz aufgefallen ist. 56) Hauptursache dürfte wohl eine Mißernte gewesen sein, von der wir auch aus einer Urkunde Herzog Rudolfs IV. für Wiener Neustadt vom 9. Dezember 1361 erfahren: .. .darumb ist, das wir von angeporner miltichait angesehen haben genedichlichen die grozzen manigvaltigen presten und schaden, die swerlichen und verdorbenlich antigént unser stat ze der Neunstadt und der gemain unser lieben purger daselbs, von dem tod und sterben das in den verlaufen jaren da strenge gewesen ist, von des wegen mit gaben gescheiten und erbe grozze gueter hinaus in unser und fremde lande gevallen und pracht sind unwiderruflichen, und auch von der ungewöndlichen misswechsten die das voder und dies jares geschehen ist an getraide nicht alain in unserm lande ze Osterrich sunder auch ze Ungern, ze Pehem und ze Payern und in andern umbligunden landen, und auch von der ungewöndlichen misswechsten des weins ze Osterrich und ze Steyr ... (Kopie im Haus-, Hof- und Staatsarchiv in Wien; vgl; vgl. Eduard Maria Fürst Lichnowsky, Geschichte des Hauses Habsburg 4, Wien 1839, DCVII n. 315). — Zum „Großen Sterben“ in diesen Jahren vgl. besonders Robert Hoeniger, Der schwarze Tod in Deutschland (Berlin 1882); Karl Lechner, Das große Sterben in Deutschland in den Jahren 1348 bis 1351 (Innsbruck 1884); R i e z 1 e r, Geschichte Baierns 3, 19 ff.; und neuestens Herbert Klein, Das Große Sterben von 1348/49 und seine Auswirkung auf die Besiedlung der Ostalpenländer (Mitteilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde 100, 1960) 91—170; wiederabgedruckt in: Beiträge zur Siedlungs-, Verfassungs- und Wirtschaftsgeschichte von Salzburg. Festschrift zum 65. Geburtstag von Herbert Klein (Mitteilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, 5. Ergbd., Salzburg 1965) 33—113. — Vgl. auch Steinherz, Beziehungen 551, der betont, daß es damals unmöglich war, „ein fast gänzlich aus Reiterei bestehendes Heer auf einem beschränkten Raume zu erhalten“. 57) Näheres darüber bei Riezler, Geschichte Baierns 3, 64f.; sowie Werunsky, Geschichte Karls IV. 3, 265. Herzog Stephan von Niederbayern- Landshut, der vor kurzem in Verbindung mit dem städtischen Bürgertum, aber auch einem Teil des Adels die führenden Räte des jungen Meinhard von Oberbayern-Tirol gestürzt hatte und diesen nun selbst beherrschte, grollte dem