Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 19. (1966)

STRNAD, Alfred A.: Pietro Corsinis Legation an den Kaiserhof. Zu den Beziehungen zwischen Reich und Kurie in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts

18 Alfred A. Strnad jenen kompromittierenden Brief, den Herzog Rudolf an Meinhard ge­schrieben hatte 43). Auch der Kaiser war gegenüber dem heraufziehenden Sturm nicht untätig geblieben. Schon am 15. Januar 1362 hatte er mit Herzog Stephan von Niederbayern, einem alten Widersacher der Habsburger, ein Bündnis geschlossen, das gegenseitige Hilfeleistung vorsah44). Auf die Nachricht von Rudolfs insurgentem Verhalten aber berief er sofort einen Reichstag nach Nürnberg ein, wo vor Mitte März 1362 die drei geistlichen Kur­fürsten, der Pfalzgraf und der Herzog von Sachsen sowie eine Reihe von Bischöfen, Fürsten, Grafen erschienen und dem erzürnten Kaiser ver­sprachen, nach seinem Tod auf keinem Fall einen Habsburger zum Könige zu wählen45 46). Im Namen des Kurfürstenkollegiums aber forderte Erz­bischof Boemund von Trier den österreichischen Herzog auf, sich wegen der gegen seine Person erhobenen Anklagen ehebaldigst zu verant­worten 40). Dann ging Karl IV. auch zur Offensive über, indem er die Städte Zürich und Luzern zum Kriege gegen Österreich aufrief und die Furlaner ermunterte, unter dem Banner des Reiches gegen den Habs­burger zu kämpfen 47). Hier hatten die Werbungen des Reichsoberhauptes 43) Vgl. darüber Siegmund R i e z 1 e r, Geschichte Baierns 3 (Gotha 1889) 59—63 und Werunsky, Geschichte Karls IV. 3, 261 f. Der Habsburger ver­suchte darin, den jungen Herzog, der am 11. Oktober 1361 von Karl IV. zu seinem „geschworenen Rat und täglichem Hofgesinde“ ernannt worden war (Regesta Imperii VIII, n. 3758), gegen das Reichsoberhaupt aufzureizen, indem er vorgab, dasselbe hege Pläne, die ihnen beiden verderblich seien. 44) Regesta Imperii VIII, nn. 3809 und 3810 sowie Reichssachen n. 362. — Der Kaiser verpflichtete am gleichen Tage die Räte des jungen Meinhard, ihren Herrn anzuhalten, daß er beim Reichsoberhaupte verbleibe. 45) Werunsky, Geschichte Karls IV. 3, 262; Steinherz, Beziehungen 547. Vgl. auch die Ausführungen bei Huber, Herzog Rudolf IV. 79 f. — Der Willebrief des Erzbischofs von Trier, Boemund von Saarbrücken, keinen ex domo Austriaca zum König zu erwählen, findet sich gedruckt bei Ioannes Nico­laus ab Hontheim, Historia Trevirensis diplomatica et pragmatica 2 (Augustae Vindelicorum et Herbipoli 1750) 222 n. DCCXI, vom 13. März 1462. 46) Auch dieser Brief Kurfürst Boemunds vom 23. März 1362 (geben zu Nuremberg an dem mitwochen vor dem sondage Laetare) ist gedruckt bei Hontheim 2, 223 n. DCCXII; vgl. auch Regesta Imperii VIII, Reichssachen nn. 370 f. — Erzbischof Boemund von Saarbrücken wurde nach Balduins von Luxemburg Tode (21. Januar 1354) Kurfürst von Trier, resignierte jedoch schon kurz nach dem Nürnberger Fürstentag auf das Erzstift zugunsten seines Ver­wandten Kuno von Falkenstein (27. Mai 1362) und zog sich nach Saarburg zurück, wo er am 10. Februar 1367 verstarb (vgl. Adam G o e r z, Regesten der Erzbischöfe von Trier, Trier 1859, 96 f.; bzw. Wilhelm Kisky, Die Dom­kapitel der geistlichen Kurfürsten in ihrer persönlichen Zusammensetzung im vierzehnten und fünfzehnten Jahrhundert [Quellen und Studien zur Ver­fassungsgeschichte des Deutschen Reichs im Mittelalter und Neuzeit 1/3, Weimar 1906] 186 1). 47) Näheres darüber bei Steinherz, Beziehungen 547, und Werunsky, Geschichte Karls IV. 3, 262 f. — Zürich hatte bis zum Tode seines Bürger­meisters Rudolf Brun (f 17. September 1360) eine durch und durch Österreich

Next

/
Oldalképek
Tartalom