Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 19. (1966)
STRNAD, Alfred A.: Pietro Corsinis Legation an den Kaiserhof. Zu den Beziehungen zwischen Reich und Kurie in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts
16 Alfred A. Strnad minorennen Brüder Friedrich, Albrecht und Leopold, versprachen dabei eidlich, einander gegen jeden Feind und mit ganzer Macht beizustehen, sei dieser auch mit der Königs- oder Kaiserwürde geschmückt. Überdies verpflichtete sich jeder von ihnen, ohne Zustimmung des Partners keinen Krieg anzufangen, keinen Friedensvertrag und kein Bündnis abzuschließen, ja nicht einmal einen Ehe-Kontrakt abzumachen39). Um sich vor der Rache des Kaisers zu schützen, schloß der Habsburger noch eine Reihe weiterer Bündnisse mit den Nachbarfürsten ab; am 29. Januar 1362 verbündete er sich mit Erzbischof Ortolf von Weißeneck von Salzburg zum Schutze ihrer Länder, wobei das Reichsoberhaupt gleichfalls nicht ausgenommen wurde40). Wenige Tage darauf schickte er seinen Kanzler, Bischof Johann von Platzheim von Gurk, als seinen Statthalter in die Vorlande, um die zerstreuten und weit abliegenden 3») Vom 7. Januar 1362 hat sich eine Urkunde Rudolfs IV. erhalten, in der dieser für sich und seine Brüder König Ludwig verspricht, Beistand zu leisten, falls dieser von Karl IV. oder Johann von Mähren angegriffen werde, ausgenommen die zwölf Mann, die Österreich auf Grund seiner Privilegien zu einem Reichskrieg gegen Ungarn stellen müsse (gedruckt bei Steyerer, Commentarii 333; vgl. Regesta Imperii VIII, Reichssachen n. 361). Über die aus dem Privilegium Maius geschöpfte Klausel (Primo quidem, quod dux Austrie quibusvis subsidiis seu serviciis tenetur nec esse debet obnoxius Sacro Romano imperio nec cuiquam alteri, nisi ea de sui arbitrii fecerit libertate, eo excepto dumtaxat, quod Imperio servire tenebitur in Ungariam XII viris armatis per mensem unum sub expensis propriis in eius rei evidenciám, ut princeps Imperii dinoscatur — Fridericianum vom 17. September 1156) vgl. Wilhelm Wattenbach, Die österreichischen Freiheitsbriefe. Prüfung ihrer Echtheit und Forschungen über ihre Entstehung (Archiv für Kunde österreichischer Geschichtsquellen 8, 1852) 112; und zuletzt Alphons Lhotsky, Privilegium Maius. Die Geschichte einer Urkunde (Wien 1957) 22 und 84, dem aber diese Stelle entgangen ist. 40) Rudolf IV. weilte damals zu Salzburg. Vgl. den Druck der Urkunde bei Huber, Geschichte der Vereinigung Tirols mit Österreich 209—211 n. 244. Die Gegenurkunde des Erzbischofs vom selben Tag ebd. 211 n. 245 in Regestenform. — Ortolf von Weißeneck erscheint bereits 1316 als Domherr von Salzburg, studierte dann in Bologna Rechtswissenschaft und wurde 1323 Domkustos, 1343 Dompropst und noch im selben Jahre Erzbischof von Salzburg. Er starb nach mehr als zwanzigjähriger Regierung am 12. August 1365 hochbetagt in Salzburg und liegt vor dem Dreifaltigkeitsaltar im dortigen Dom begraben. Zur Persönlichkeit des mit Österreich verbündeten Kirchenfürsten vgl. Hans Widmann, Geschichte Salzburgs 2 (Gotha 1909) 101—107; Wilhelm Fischer, Personal- und Amtsdaten der Erzbischöfe von Salzburg 798—1519 (Anklam 1916) 76 f.; Hans W a g n e r-Herbert Klein, Salzburgs Domherren von 1300—1514 (Mitteilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde 92, 1952) 77 n. 158; und zuletzt Alfred A. Strnad, Libertas Ecclesiae und fürstliche Bistumspolitik. Zur Lage der Kirche in Österreich unter Herzog Rudolf IV. (Römische Historische Mitteilungen 6/7, 1964) 80—82; bzw. derselbe, Kaiser Karl IV. und das Erzstift Salzburg. Zur Besetzung des erz- bischöflichen Stuhles im Jahre 1365 (Römische Quartalschrift für christliche Altertumskunde und Kirchengeschichte 60, 1965) 208 ff.