Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 19. (1966)
SPRUNCK, Alphonse: Francisco Bernardo de Quiros, ein spanischer Diplomat im Dienste des Hauses Österreich während des spanischen Erbfolgekrieges
Francisco Bernardo de Quiros, ein spanischer Diplomat 97 als eine zufällige, nicht vorbedachte Maßnahme hinzustellen. Quiros wollte vor allem die Holländer hindern, Garnisonen in weitere Städte zu legen. Am 8. September sandte der Erzherzog Quiros eine Aufstellung der Artillerie, die er für den nächsten Feldzug in Katalonien benötigte. Eine solche für die Truppen konnte er erst mit der nächsten Post absenden, da Stanhope und Starhemberg nicht in Barcelona weilten. Quiros sollte den Prinzen Eugen auf die Wichtigkeit eines baldigen Angriffskrieges in Spanien aufmerksam machen. Die Gemahlin des Erzherzogs hatte von Mailand eine Garde von 50 Mann mitgebracht, unter denen der Erzherzog die Offiziere für seine Leibwache auswählen wollte. Die 50 Mann, die Quiros nach Barcelona senden sollte, sollte er deshalb zurückhalten, wenn sie nicht schon unterwegs waren; die vorläufige Lage erlaubte dem Erzherzog keine Erhöhung der Ausgaben für die Hofhaltung. Am 25. September schrieb Quiros dem Erzherzog vom Haag aus, die Schwierigkeiten für die Belagerung von Lille seien viel größer, als man erwartet hatte, da trotz den Plänen von Prinz Eugen und Marlborough zu viel Zeit verloren gegangen war10). Um die Verbindung zwischen Brabant und der Belagerungsarmee frei zu machen, mußte bald eine Schlacht geliefert werden. An Sinzendorf und Wratislaw schrieb Quiros am selben Tage Berichte, von denen er dem Erzherzog eine Abschrift beilegte. Darin wiederholte er seine Klagen gegen die Holländer, die den Ständen von Flandern und Brabant keinen Huldigungseid für ihren Monarchen erlaubten und an der wachsenden Unzufriedenheit der Bevölkerung dieser Provinzen schuld waren. Vor dem Friedensschluß war keine Besserung zu erwarten. Die Holländer versprachen, sich um die Regierung der katholischen Niederlande nicht mehr zu kümmern, sobald die Frage der Barriereplätze geregelt sei, aber ihre Forderungen gingen so weit, daß in Angelegenheiten der Souveränität zwischen flandrischen und holländischen Städten kein Unterschied mehr bestanden hätte. Der König hätte über jene nur mehr das scheinbare Recht behalten, die Magistrate zu ernennen, während die Festungskommandanten die tatsächliche Macht ausgeübt hätten. Sogar die katholische Religion der Einwohner war durch solche Zugeständnisse bedroht; der Monarch würde die Sympathien der Flamänder verlieren, die die Holländer immer als ihre Feinde ansehen würden n). Gegen solche Anmaßungen hatte Quiros die Unterstützung der Verbündeten nötig. Die Verhandlungen über die Barriereplätze mußten bis zur Einsetzung des Erzherzogs zum König über die gesamte spanische Monarchie und bis zum Friedensschluß aufgeschoben werden, trotzdem Quiros gegen Wind und Wetter zu kämpfen hatte und in der Verwaltung der katholischen Niederlande große Unordnung herrschte, die vorher nicht beendet werden konnte. Immerhin war es besser, in Kriegszeiten allerlei Mißstände zu dulden, als diese Provinzen einer ständigen Sklaverei ausMitteilungen, Band 19 7