Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 17/18. (1964/65)

BLAAS, Richard: Die Anfänge des österreichischen Brasilienhandels

Die Anfänge des österreichischen Brasilienhandels 223 das Verzeichnt der verladenen Waren40). Herr Weber machte die Reise auf der Austria mit, Herr Wenzel Bergner mit Sohn auf der Augusta. Am 10. April lichtete die kleine Eskadre die Anker. Die Fahrt stand unter keinem guten Stern. Am 11. April gerieten die beiden Segelschiffe in einen heftigen Sturm, der sie auseinandertrieb und arg zurichtete. Die Austria, auf welcher der Bugspriet abgebrochen war, mußte zwischen Brioni und Pola vor Anker gehen und konnte nach Abflauen des Sturmes Pola erreichen, wo die Sturmschäden so rasch als möglich ausgebessert wurden. Nachdem es gelungen war, die Fregatte bis zum 20. April wieder seeklar zu machen, beschloß Neveu, beschworen vom Han­delsmann Weber, der um den Zustand der ihm anvertrauten Ware bangte, ohne weitere Befehle aus Wien abzuwarten, die Reise fortzusetzen. Der Gabarre Augusta, auf der sich der Hauptteil der Waren befand, war vom Sturm noch viel schlimmer mitgespielt worden, sie hatte ihre Masten und Aufbauten verloren und war über den ganzen Golf von Venedig abgetrieben worden. Sie landete schließlich schwer havariert im Hafen von Chioggia und mußte neu aufgetakelt werden. Über einen Monat nahmen die Aus­besserungsarbeiten in Anspruch und erst am 31. Mai konnte sie die Weiter­fahrt antreten. Die Austria hatfte unterdessen mit gutem Wind die Reise fortgesetzt und war ohne weitere Zwischenfälle am 15. Juli 1817 in Rio de Janeiro gelandet. Die Augusta mußte auf Befehl von Wien in Gibraltar festmachen und das Eintreffen der portugiesischen Hochzeitsschiffe ab- warten, die sich fast um zwei Monate verspäteten. Die Augusta lag vom 17. Juni bis 1. September vor Gibraltar und konnte sich erst an diesem Tag den portugiesischen Linienschiffen St. Joäo und St. Sebastiäo an­schließen 41), die nebenbei noch jenen Rest an Handelsware mitführten, der nicht zeitgerecht nach Triest hatte gebracht werden können, so unter an­derem eine Partie Eisen- und Stahlwaren aus der Fabrik des Feldmarschall­leutnants Graf Radetzky in Neumarktl in Oberkrain 42). Am 4. November 1817 lief der Hochzeitskonvoi endlich in die Bucht von Rio de Janeiro ein. Sieben Monate war die Augusta unterwegs gewesen und Herrn Weber, der schon auf der Austria keine guten Erfahrungen mit dem Transport von Handelswaren auf Kriegsschiffen gemacht hatte, schwante nichts Gutes. 40) Ebenda. Bericht Neveu’s Nr. 1 B. Beilage: Brief des Herrn Weber vom 26. III. 1817 an Neveu mit dem Verzeichnis der auf beiden Schiffen verladenen Waren. Die teilnehmenden Firmen waren: W. F. Österreicher, Thomas Weber, Th. Lochley, Simon Porenta, Pietro Cozzi, Philipp Cohen, M. Geropp, A. Langer & Co., Buchler & Co., F. E. Rittmeyer & Co., Johann Weber, Abram Penso, diese drei letzteren als Gesellschafter. Die Ladung bestand aus 376 Colli im Wert von 139.537 fl. C. M. 41) Vgl. hiezu die Berichte Neveu’s in St.K. Dipl. Korr., Brasilien, Fasz. 2, Nr. 1—16, die Berichte der Naturforscher publiziert von Schreibers in den Vaterländischen Blättern; ferner Spix-Martius, Reise in Brasilien 1. Teil, München 1823, S. 3 ff. und J. Emanuel Pohl, Reise im Innern von Brasilien, 1. Teil, Wien 1832, S. 1—33. 42) St.K. Dipl. Korr., Brasilien, Fasz. 2, Konv. Handel, Weisung an Graf Eltz ddo. 22. April 1817.

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