Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 17/18. (1964/65)

RAINER, Emil: Der Abenteurer Sardan

524 Miszellen der Prinz scheint viel von seinem Enthusiasmus verloren zu haben, denn seine Besprechungen mit Sardan über den Abschluß eines Vertrages zogen sich durch mehr als zwei Monate hin, weil, wie Sardan behauptet, van Beuningen und ein anderer, den er nicht nennt (es war zweifellos Pierre du Moulin, Privatsekretär Wilhelms III.), böswilligerweise seinen Bemühungen im Geheimen entgegenarbeiteten. Die Schwierigkeiten dürften dadurch entstanden sein, daß Sardan auf Bedingungen beharrte, die seiner Behauptung nach für die Verbündeten wichtig waren, aber von Wilhelm III. abgelehnt wurden. Sardan schreibt darüber: „Premierement lesdits Etats (Généraux) n’ont point voulu entrer en aucune considération qu’en cas qu’aprés la déclaration de cette entreprise Sa Majesté trés-chrétienne persistat ä ne (pas) accorder la suppression des subsides et la tenue des Etats Généraux du royaume, et par ce principe lesdits confédérés étant obligés de soutenir la guerre (!) plusieurs années, il était absolument nécessaire qu’ils eussent des assistances et protection en dehors de les soutenir et sans l’établi&sement solide des- quelles vraisemblablement les conducteurs et entrepreneurs, comme il est aisé de le juger, n’oseraient s'embarquer ni se commettre ä une entreprise de cette force. Mais toutes ces raisons n'ont pás fait que lesdits Etats ayent voulu en nulle maniére entendre ni pour les intéréts généraux ni pour les intéréts particuliers. En second les Etats n'ont point voulu entrer en aucune considération qu’en cas ces peuples vinssent ä se eantonner et á former un état particulier par la protection de l’Espagne ..., qu’en ce cas il serait nécessaire de leur assurer des assistances solides. Cette seule proposition a failli rompre tout le tissu de ladite négociation" 8). Damit legt Sardan seine Karten offen auf den Tisch. Was wollte er eigentlich? Auf ein Nachgeben Ludwigs gegen die rebellischen Provinzen konnte er nicht rechnen; aber er gab sich der Hoffnung hin, mit Unter­stützung Hollands, Spaniens und des Kaisers in mehrjährigem offenen Kriege die vier Provinzen von Frankreich loszureißen und sie zu einem unabhängigen Staat zu formieren, deren Oberhaupt natürlich er werden würde. Aus einem Grafen Sardan sollte ein Fürst Sardan werden. Aber sein maßloser Ehrgeiz erlitt die erste Enttäuschung. Es ist bekannt, wie schwierig die militärische Lage des Prinzen da­mals war, und es ist begreiflich, daß Unruhen im Innern Frankreichs seine Kriegführung fühlbar entlastet hätten. Wir wissen auch, welche Unzufriedenheit in der französischen Bevölkerung wegen der ungeheuren Steuerlasten herrschte; auch waren die besonders in Südfrankreich zahl­reichen Reformierten über die sich immer mehr verschärfenden Glaubens­verfolgungen erbittert. Ein Funke konnte den Zündstoff, der sieh im ganzen Lande angehäuft hatte, zur Explosion bringen. Wohl war Louvois auf der Hut und sparte nicht an Geld für Konfidenten im In- und Aus­lande; und doch konnte Prinz Louis de Rohan ein Komplott vorbereiten, das weitreichende politische Folgen hätte nach sich ziehen müssen. Bei einer Jagd in Marly sollte Ludwig XIV. von Verschwörern, die sich unter seinem Gefolge befanden, gefangen genommen werden. Rohans Freund La Tréaumont, der mit hundert verläßlichen Männern in einem Hinterhalt liegen sollte, hätte den König nach Quillebceuf führen und

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