Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 17/18. (1964/65)

SPRUNCK, Alphonse: Francisco Bernardo de Quiros, ein spanischer Diplomat im Dienste des Hauses Österreich während des spanischen Erbfolgekrieges

Francisco Bernardo de Quiros, ein spanischer Diplomat 91 des Erzherzogs über die katholischen Niederlande, um die Quiros sich bis jetzt vergeblich bemüht hatte, konnte dieser Unordnung ein Ende machen. Da vorläufig keine Möglichkeit bestand, dies Ziel zu erreichen, wollte er sich weiter bemühen, wenigstens die schlimmsten Mißstände zu ver­mindern. Am 27. Oktober meldete Quiros dem Erzherzog, Marlborough habe ihm noch nichts mitgeteilt über den Huldigungseid, worüber der Groß­pensionär Heinsius sein Gutachten abgeben sollte; der englische Gene­ral hatte diesem geschrieben, die Königin Anna sähe diesen Akt sogar als notwendig an. Deshalb hatte Quiros den ersten holländischen Dele­gierten auf die Folgen des Aufschubs aufmerksam gemacht, die den Inter­essen des Erzherzogs und seiner Verbündeten schädlich waren. Die Fran­zosen und Bayern, sowie ihre Anhänger unter der einheimischen Bevöl­kerung würden das Gerücht verbreiten, der Erzherzog würde nicht im Besitz der südlichen Niederlande verbleiben. Bei Gelegenheit dieser Zere­monie konnte der Erzherzog auch eine Geldspende fordern. Die Ausgaben für den Unterhalt des Hofes und der Truppen in Spanien nahmen ständig zu; dazu kamen die Kosten für den Unterhalt von Familien aus Aragon und Valencia, die nach der Schlacht bei Almansa sich nach Katalonien geflüchtet hatten. Bis jetzt hatte Erzherzog Karl aus den niederländischen Provinzen keine Unterstützung bezogen. Quiros wollte den Ständen erklären, er sei der Rechtsnachfolger Karls II. von Spanien für die Subsidien, die sie vorher für Madrid bezahlt hatten, und die Unterstützungen für ihn seien bei der gegenwärtigen Lage dringender als andere Ausgaben. Quiros machte den Erzherzog aber darauf aufmerksam, daß die Seemächte die gesamte Finanzverwaltung der katholischen Niederlande in Händen hatten und daß Berichte an ihn über die Finanzlage gar keinen Zweck hätten, da bei der augenblicklichen Mißwirtschaft19) die Ausgaben stiegen, über­flüssige Posten geschaffen wurden und die Truppen der Seemächte schlim­men Unfug verübten. Marlborough hatte Quiros, Wratislaw und Zinzendorf gebeten, nach dem Haag zu kommen, wo er sich auf seiner Reise von Deutschland nach England aufhalten wollte20). Aber vor seiner Abreise nach Deutschland hatte der englische General mehrmals die Frage aufgeworfen und einer­seits gezweifelt, ob für Quiros eine solche Reise ratsam sei, da die Hol­länder wiederum ihre übertriebenen Ansprüche auf die Barriereplätze zur Sprache bringen würden; anderseits aber wünschte er doch, mit ihm im Haag zu reden. Quiros hatte ihm geantwortet, er wolle sich seinem Wun­sche fügen. Marlborough sollte am folgenden Tage in Brüssel ankommen. Über die zahlreichen Friedensgerüchte war Quiros nicht beunruhigt, da noch keine Verhandlungen sich durchführen ließen. Die Eroberung von Sardinien und Sizilien, die für Spanien so wichtig war, würde die Ver­bündeten zwingen, in ihrem eigenen Interesse den Erzherzog mit Schiffen

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