Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 17/18. (1964/65)
SPRUNCK, Alphonse: Francisco Bernardo de Quiros, ein spanischer Diplomat im Dienste des Hauses Österreich während des spanischen Erbfolgekrieges
Francisco Bernardo de Quiros, ein spanischer Diplomat 87 seinen Besprechungen mit Marlborough. Da aber augenscheinlich Pläne über einen Angriffskrieg in Spanien ausgearbeitet wurden, wollte er die Angelegenheit bei günstiger Gelegenheit wieder zur Sprache bringen. Nach seiner Meinung hatten die übertriebenen Hoffnungen der Seemächte auf den guten Erfolg des Unternehmens gegen Toulon die Absendung von Hilfstruppen nach Spanien verzögert, trotzdem er ihnen schon vor dem Mißerfolg geraten hatte, sie sollten diesen Plan noch vor dem Juni ausführen. Für die Überwinterung einer Flotte im Mittelmeer hatte er bestimmte Zusagen erhalten. Sollten diese nicht durchgeführt werden, so lag die Schuld nicht am Eifer der Engländer, sondern an Meinungsverschiedenheiten über die Durchführung des Planes. Quiros hoffte, an Schiffen für den Transport von Truppen und für eine Eskorte für die Gemahlin des Erzherzogs würde es nicht fehlen. Betreffend die Hilfe an Truppen und Geld hatte Marlborough Quiros erklärt, die Engländer und Holländer seien ärgerlich über die Weigerung der Wiener Minister, dem Erzherzog die geforderten Truppen nach Spanien zu senden. Auch forderten sie die Entsendung der Truppen, die im Königreich Neapel waren, nach diesem Lande, und wollten selbst weniger Hilfe leisten, während der Erzherzog eine größere Armee nötig hatte10). Quiros hatte versucht, den Wiener Hof zu entschuldigen, ohne daß er aber Eindruck auf die Verbündeten gemacht hatte. Zugleich übersandte er die Abschrift eines Briefes, den er am 10. Oktober dem Grafen Wratis- law geschrieben hatte. Diesem erklärte er, er habe in Antwerpen die Rückkehr von Marlborough aus dem Haag abwarten müssen. Dieser wollte in den nächsten vier oder fünf Tagen nach Deutschland abreisen, wo er Wratislaw oder Zinzerling zu treffen gedachte. Da die Übergabe von Lerida bevorstand, wollten schon alle Beteiligten jede Verantwortung ablehnen. Quiros erklärte ganz offen, die Schuld für dieses Mißgeschick liege am Wiener Hofe, der dem Prinzen Eugen nicht zur rechten Zeit befohlen hatte, Truppen aus Italien nach Katalonien zu schaffen, trotzdem der englische Admiral Shovel sich erboten hatte, sie ohne Kosten für den Kaiser dorthin zu bringen, da er selbst über genügend Lebensmittel verfügte. Prinz Eugen hatte ihm geantwortet, er habe keine Ermächtigung hierfür. Nach dem Rückzug der Truppen des Herzogs Viktor Amadeus von Toulon waren fast zwei Monate ganz verloren gegangen. Von den Generalstaaten erhoffte Quiros keine Subsidien für die Vermehrung der Truppen in Spanien, da sie ihm andere große Lasten vorschützen würden ll); deshalb müsse der Kaiser alles tun, um England zu höhern Unterstützungen anzuspornen. Quiros wußte, daß die Franzosen schon Friedensvorschlage gemacht hatten, auf der Grundlage, daß Philipp von Anjou Spanien und seine Kolonien behalten sollte; sie hofften, für den nächsten Feldzug ihre Armee um 30.000 Mann zu verstärken. Solchen Prahlereien 12) trat Quiros entgegen und erklärte zugleich, im Falle einer Annahme der Bedingungen