Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 17/18. (1964/65)

SPRUNCK, Alphonse: Francisco Bernardo de Quiros, ein spanischer Diplomat im Dienste des Hauses Österreich während des spanischen Erbfolgekrieges

Francisco Bernardo de Quiros, ein spanischer Diplomat 69 einem andern Hafen an dieser Küste. Zwar wäre ein Einfall in Kastilien von zwei Seiten aus unmöglich, aber immerhin würde eine solche Ablen­kung mit Hilfe der Portugiesen in Estremadura, Aragon und Valencia zu Erfolgen führen; ein solches Unternehmen wäre auch weniger kost­spielig, da Galizien und Vizcaya von England und Holland aus leichter zugänglich waren. Andere behaupteten, es sei besser, eine genügende Zahl von Truppen für einen Einfall nach Andalusien einzusetzen, da die See­mächte eingesehen hatten, Cadiz und Sevilla müßten von der Landseite aus eingenommen werden. Natürlich wollte Quiros die Ansicht des Erz­herzogs über solche Pläne erfahren. Am 11. Juli schrieb er diesem, in den Patenten einiger Offiziere, die aus Spanien nach Flandern versetzt worden waren, sei Marlborough als Gouverneur der südlichen Niederlande bezeichnet). Schwierigkeiten mit den Holländern mußten vermieden werden; indessen war es nicht ange­bracht, diese Offiziere dem Staatsrat zu unterstellen, der vom Erzherzog unabhängig war, und dessen Interessen nicht vertrat. Quiros schlug die­sem vor, nur die Patente zu gewähren, die unbedingt notwendig waren, und in diesen die Offiziere anzuweisen, für ihre Dienstsachen sich an ihn zu wenden; auf diese Weise würden sie Marlborough und auch sich selbst viel Mühe ersparen. Ein Beschluß war gefaßt worden, jedem Mitglied des Staatsrates 6000 Gulden zu bezahlen, außer den Bezügen, die sie für andere Posten erhielten. Für die Verteidigung der katholischen Niederlande mangelten die nötigen Gelder. Die Mitglieder des Staatsrates hatten sich allen Er­wartungen zum Trotz in die Regierung dieser Provinzen eingemischt, kümmerten sich aber nicht um die öffentlichen Angelegenheiten, sondern suchten ihren eigenen Vorteil durch Besetzung aller Stellen mit Verwand­ten oder Freunden. Die einheimische Bevölkerung erklärte offen, sie könne wegen der schlechten Regierung des Landes durch die Verbündeten und den Staatsrat keine Subsidien mehr bezahlen, zumal da sie wußte, daß ihr eigentlicher Herrscher keine Biefehlsgewalt über sie hatte, und sie nicht mit Sicherheit glaubten, unter die Herrschaft des Hauses Österreich zu kommen17). Anhänger Frankreichs wiesen hin auf die Schäden, die der Handel und die Fabriken der südlichen Niederlande in der gegenwär­tigen Lage erlitten. Die Bevölkerung hatte Ehrfurcht und Zuneigung für den Erzherzog, aber viele Einwohner füchteten, das Land würde unter der ständigen Herrschaft der Seemächte bleiben. Franzosen und Bayern nutzten diese Stimmung aus, zumal da auch in Flandern sehr viele An­hänger des Herzogs von Anjou waren, die wegen der Furcht des Staats­rates große Duldung genossen. Obwohl die Verbündeten in diesen Provinzen über zahlreiche und gute Truppen verfügten, konnte ein Erfolg des Gegners aus diesen Grün­den zu schlimmen Folgen führen. Quiros hatte in freundschaftlicher Weise die Vertreter Hollands auf diese schlimme Lage aufmerksam gemacht.

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