Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 17/18. (1964/65)

SPRUNCK, Alphonse: Francisco Bernardo de Quiros, ein spanischer Diplomat im Dienste des Hauses Österreich während des spanischen Erbfolgekrieges

60 Alphonse Sprunck truppen in den südlichen Niederlanden weilten. Am 4. September sandte Erzherzog Karl an Quiros die Abschrift eines Briefes, durch den er der Herzogin von Arschot und Arenberg die Heirat ihrer Tochter mit dem Fürsten von Auvergne verbot; durch eine solche Verbindung wären die Güter einer reichen flandrischen Adelsfamilie an ein französisches Ge­schlecht gefallen. Dieses Verbot sollte als allgemeine Regel für ähnliche Fälle gelten. Trotzdem wurden der Fürst und die Tochter der Herzogin von Aren­berg am 11. Oktober 1707 miteinander getraut, nachdem die Mutter Marlborough für diese Angelegenheit interessiert hatte. Quiros befürch­tete, einen Widerspruch von seiner Seite hätte der Fürst erklärt durch seine persönliche Abneigung, gegen die die Herzogin, eine sehr energische Dame, die ärgerlich war, daß sie nicht zur ersten Kammerherrin7) der zukünftigen Gemahlin des Erzherzogs ernannt worden war. An der Hoch­zeit hatte Quiros nicht teilgenommen. Falls die Herzogin von Arenberg sich beim Erzherzog wegen der Heirat ihrer Tochter entschuldigte, sollte dieser Quiros beauftragen, ihr in seinem Namen zu antworten. Vorher hatte der Erzherzog Quiros ermächtigt, über die Erlaubnis zur Heirat zu entscheiden; dieser aber dachte, die Herzogin würde sich um sein Verbot gar nicht kümmern. Deshalb hatte er vorgezogen, ihr nichts von seiner Vollmacht zu sagen, wohl aber ihr auf indirektem Wege mitzuteilen, er würde die Antwort des Erzherzogs über ihr Betragen für sich behalten. Ihr willkürliches Vorgehen durfte dieser um so weniger dulden, da ihr Sohn hohe Begünstigungen von ihm erhalten hatte und noch weitere erwartete; die ehrgeizige Mutter erkannte nicht immer in klarer Weise ihre eigenen Interessen. Vom Sohne erwartete Quiros, er würde mit den Jahren klüger und besonnener werden. Quiros hatte schon länger Befehl erhalten, in den südlichen Niederlanden ein Garderegiment auszuheben. Am Anfang des Jahres hatte er den jungen Herzog von Arenberg für dieses Unternehmen empfohlen, da die Mutter sich ange- boten hatte, für ihn die Besoldung dieser Truppen zu übernehmen, falls der Erzherzog die Ausgaben für ihren Transport nach Spanien bezahlen wollte. Mutter und Sohn hatten bei Quiros um eine Antwort von dessen Seite angehalten. Dieser hatte ihnen erklärt, der Erzherzog würde ein solches Angebot annehmen. Er schlug ihm aber vor, sich vorher mit den Seemächten über die Kosten für den Transport der Truppen und ihren Unterhalt in Katalonien bis zum Friedensschluß zu einigen. Am 20. Oktober meldete Quiros dem Erzherzog, der Fürst von Auvergne sei bei ihm gewesen, um ihn seiner guten Gesinnung für das Haus Öster­reich zu versichern. Quiros hatte ihm geantwortet, Erzherzog Karl zeige Wohlwollen für seine Familie, und auch die Gründe erklärt, weshalb er selbst seiner Hochzeit nicht beiwohnen konnte. Wahrscheinlich hatte die Herzogin von Arenberg den Erzherzog für ihren Sohn um die Würde eines Grand Bailli vom Hennegau gebeten; Quiros hatte ihr am 17. Sep­

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