Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 17/18. (1964/65)
SPRUNCK, Alphonse: Francisco Bernardo de Quiros, ein spanischer Diplomat im Dienste des Hauses Österreich während des spanischen Erbfolgekrieges
Francisco Bernardo de Quiros, ein spanischer Diplomat 41 Wratislaw hatte bemerkt, die katholischen Niederlande hätten dem jetzigen König von Spanien schon genug Geld und Menschen gekostet. Quiros erklärte, der Besitz dieser Provinzen sei für Spanien wichtiger, als der von zwei andern Königreichen. Ohne die militärischen Operationen in Flandern hätten die Franzosen Spanjien schon erobert. Zwar waren diese Provinzen vorläufig erschöpft durch die Kriegssteuern von mehreren Millionen, die sie dem Feinde während der Besetzung gezahlt hatten, aber sie würden sich in Friedenszeiten rasch erholen und in der Lage sein, dem König von Spareien höhere Subsidien zu zahlen, als zwei oder drei andere Königreiche, die für ihren Wiederaufbau mehr als fünfzig Jahre benötigen würden. Durch den Besitz von Flandern könne ein König von Spanien auch höhere Ansprüche gegenüber Portugal geltend machen; ohne diesen würde auch ein Handelsvertrag zwischen Österreich und Spanien nicht von langer Dauer se|in. Da diesen Provinzen seit langen Jahren eine gute Regierung fehlte, hätte Spanien nicht nötig, Truppen dorthin zu senden, um die Ordnung aufrecht zu halten. Aus allen diesen Gründen waren die südlichen Niederlande ein Bollwerk für die spanische Monarchie6). Zwar konnten die Vorbereitungen für einen Feldzug gegen Neapel geheim bleiben, nicht aber die Verschiebung d)er 6000 Mann deutscher Truppen von Italien nach Spanien, da Zinzerling diese Maßnahme den Seemächten mitteilen mußte, damit diese Staaten auch dort für diese Soldaten dieselbe Summe auszahlten, wie vorher. Die Franzosen gebrauchten manchmal den Kurfürsten Max Emmanuel, um Eindruck auf die Holländer zu machen, aber sie hatten auch andere Vermittler7), auf die s,ie sich besser verlassen konnten. Jedermann konnte in voller Freiheit aus Frankreich nach Holland reisen, ohne sich um den bayrischen Kurfürsten zu kümmern. Die Franzosen hatten sich geschmeichelt, den König von Schweden auf ihrer Seite zu haben. Nunmehr hatten sie geringere Hoffnung, aber Sie baten diesen Monarchen noch beständig um Unterstützung. Sie verbreiteten auch Gerüchte über die Erfolge ihrer Truppen in Spanien und erwarteten noch weitere im Frühling, da sie dann Truppen in Valencia und Estremadura hätten; eine dritte Armee sollte durch die Provinz Roussillon in Katalonien eiindringen. Marlborough zögerte in geschickter Weise in seinen Verhandlungen mit den Holländern über den Gebrauch seines Patentes als Statthalter der katholischen Niederlande. Der Ausgang dieser Verhandlungen war noch nicht vorher zu sehen. Am 31. Januar schrieb Quiros dem Erzherzog, Sinzendorf und Zinzerling hätten ihm vorgeschlagen, als kaiserlicher Gesandter nach dem Haag zu gehen, da es schwierig sei, die Absichten Erzherzog Karls in Holland und England durchzusetzen. Vom Erzherzog hatte er bis jetzt hierfür noch kein Dekret erhalten, doch war er bereit, sich für alle außerordentlichen Konferenzen dorthin zu begeben. Von einer Vertrauensperson aus Mons hatte Quiros eine Aufstellung der Truppen erhalten, mit denen die Franzosen in Spanien kämpfen woll-