Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 17/18. (1964/65)

SPRUNCK, Alphonse: Francisco Bernardo de Quiros, ein spanischer Diplomat im Dienste des Hauses Österreich während des spanischen Erbfolgekrieges

38 Alphonse Sprunck der holländischen Generalstaaten gegen dessen Ernennung zum Statthalter der katholischen Niederlande könne er selbst der Unordnung in der Ver­waltung dieser Provinzen ein Ende machen, zum größten Vorteil des Erz­herzogs und der einheimischen Bevölkerung. Bei den Verhandlungen wegen der Barriereplätze befürchtete Quiros große Schwierigkeiten. Seinem Brief legte er eine Abschrift der Vorschläge bei, die er Sinzendorf überreicht hatte, für den Fall, daß beim Friedensschluß die Verbündeten ihr Ver­sprechen halten würden, Frankreich wiederum in die Grenzen des pyre- näischen Friedens einzuschränken. Auch durch andere Personen hatte Quiros Nachrichten betreffend die Forderungen der Holländer auf Bar­riereplätze erfahren. Am Vortage von Weihnachten des Jahres 1706 sandte Quiros dem Erz­herzog Abschriften der Antworten, die die Vertreter der beiden Häuser des englischen Parlamentes der Königin Anna auf ihre Eröffnungsrede gegeben hatten. Die Stimmung in diesem Lande war für Österreich so günstig wie nur möglich. Wegen der Gefahren, denen ein Transport zur See ausgesetzt war, sandte Quiros dem Erzherzog noch einmal Abschriften seines Briefes vom 16. und dessen Anlagen. Er hoffte nunmehr, die Generalstaaten würden ihre Forderungen betreffend die Barriereplätze soweit ermäßigen, daß Österreich sich mit Holland einigen könnte, um durch einträchtige Zusammenarbeit Frankreich in Schach zu halten. Auch hatte er erfahren, daß in Holland der Widerstand gegen eine Ernennung von Marlborough zum Gouverneur der südlichen Niederlande nicht mehr so stark war, da man diese Maßnahme als einziges Mittel ansah, um die Unordnung in der Verwaltung dieser Provinzen zu beseitigen. In einem besonderen Brief vom selben Datum äußerte Quiiros seine Ansichten über das Memorandum von Zinzerling; er befaßte sich darin mit der Besoldung eines zukünftigen Gouverneurs der südlichen Niederlande und dessen Recht auf eine Garde zu Pferd. Eine solche war nur Fürsten höchsten Ranges wie dem Erzherzog Leopold, der Infantin Isabella, dem Halbbruder König Karls II., Juan de Austria und dem bayriischen Kur­fürsten Max Emmanuel bewilligt worden; weder der Herzog von Parma noch der Fürst aus dieser Familie hatten diese Ehre erhalten. Die süd­lichen Niederlande verfügten im Jahre 1706 über keine Kavallerie und nur über 5 unvollständige Infanterieregimenter, die dazu noch schlecht bewaff­net waren. Als Fortsetzung seiner Antwort über die 31 Punkte von Zinzerling übersandte Quiros am 4. Januar 1707 einen weitern Bericht nach Valencia. Im Brüsseler Staatsrat wurden alle wichtigen Maßnahmen gemäß den Anweisungen der Vertreter Hollands getroffen; Quiros konnte durch seine gelegentlichen Gespräche mit den Vertretern der Seemächte keinen Einfluß ausüben. Solche Zustände waren unhaltbar und schä­digten das Ansehen des Erzherzogs. Jedoch mußte man auf die militärische Lage Rücksicht nehmen und die Generalstaaten mit Geschick und Takt zu

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