Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 17/18. (1964/65)

BLAAS, Richard: Die Anfänge des österreichischen Brasilienhandels

Die Anfänge des österreichischen Brasilienhandels 261 folgende Waren direkt von Brasilien in 68 Schiffen, nämlich 31 von Rio de Janeiro, 25 von Bahia, 12 von Fernambuck und wovon 60 mit englischer, 3 mit österreichischer, 2 mit schwedischer, 2 mit amerikanischer und 1 mit russischer Flagge in Triest eingeführt... den Gesamtwert der Einfuhr darf man auf 7 Millionen Gulden stellen. Was kam dagegen an österrei­chischen Erzeugnissen in Anrechnung? Hoch angeschlagen schwerlich mehr als für eine Million Gulden, denn im nämlichen Jahr wurden nur 10 Schiffe nach Rio de Janeiro und 3 Schiffe nach Bahia mit einigen und meistens geringen Gütern in Triest abgerichtet“ 122). Um die passive Handelsbilanz auszugleichen, schlägt der Verfasser dieser Denkschrift die Gründung einer Handelsaktiengesellschaft mit einem Stammkapital von einer Million Gul­den mit Hauptsitz in Triest und Faktoreien in Rio de Janeiro, Pernam­buco und Bahia vor. Der gleiche Vorschlag war schon einmal, im Jahre 1810, von Baron Mareschal gemacht worden und er taucht in den Berichten immer wieder auf123). Alle trafen sich eben in der Meinung, daß „der Erfolg des österreichischen Handels mit Brasilien also blos von dem Fleiße, dem Spe­kulationsgeiste und der zu erwerbenden Sachkenntnis der Handelsleute und Gesellschafter abhänge. Sie werden mit größeren Schwierigkeiten zu kämp­fen haben, weil sie spät kommen und daher schon vielseitige Konkurrenz vorhanden ist. England hat den Haupthandel, nach ihm kommt Portugal, Nordamerika und Frankreich, dann Hamburg und Antwerpen, auch Däne­mark und Schweden, manchmal Genuesen und selbst Neapel fängt an“ 124). Zur Durchsetzung dieser sicher zutreffenden Maßregel, nämlich der Grün­dung einer Handelsgesellschaft fehlte es in Österreich nicht nur an Speku­lationsgeist, sondern vor allem an verfügbarem Kapital, staatlicher Förde­rung und einer leistungsfähigen Handelsmarine. Die einzige Förderung, die dem Brasilienhandel von Seite des Staates zuteil wurde, war die Einrichtung eines funktionsfähigen Konsularappa­rates entlang der Küste Brasiliens. Die Konsuln mußten dabei allerdings ihr Amt nur ehrenhalber ausüben, für eine fixe Besoldung kam der öster­reichische Staat nicht auf. Auf die Wichtigkeit eines klaglos funktionieren­den Konsularapparates hatte der österreichische Gesandte schon wiederholt hingewiesen und nach dem Abschluß des Handelsvertrages nicht gezögert, einer ihm erteilten Weisung zu entsprechen und Franz Scheiner zum prov. Generalkonsul für Rio de Janeiro und Karl Buscheck zum prov. Konsul in 123) Vgl. oben S. 240 und unten S. 284. 124) St.K. Dipl. Korr. Brasilien, Fasz. 21, Bericht Nr. X, ddo. 30. Nov. 1830. — In diesem Bericht übt Daiser auch ziemlich scharfe Kritik an der österreichi­schen Handelsschiffahrt. Sie ist den anderen Seemächten unterlegen aus Mangel an Erfahrung; im Mittelmeer sind die österreichischen Seeleute zu Hause, sobald sie aber über Gibraltar hinauskommen, leiden sie an Minderwertigkeitskomplexen gegenüber den Seeleuten anderer Nationen, auch fehlt es oft an der nötigen Disziplin unter der Mannschaft und Streitigkeiten und schlechte Bezahlung ver­leiten viele zur Desertion. Der Gesandte empfiehlt als wirksamen Schutz und Hilfe für den Handel die öftere Entsendung eines Kriegsschiffes in die atlanti­schen Gewässer, wie es die übrigen Seemächte praktizieren.

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