Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 17/18. (1964/65)

BLAAS, Richard: Die Anfänge des österreichischen Brasilienhandels

240 Richard Blaas Förderung erfreuen können. Österreich, das keine großen kapitalkräftigen Handelshäuser besaß, konnte nur über dem Umweg einer Handelskompagnie, der der Staat viel leichter als einzelnen Handelsleuten billige Kredite ge­währen konnte, das Risiko eines Überseehandels auf sich nehmen 80). In dieselbe Kerbe schlägt auch der Bericht des Legationskommis Frh. v. Walter, der mit den Handelsagenden betraut, Einblick in die Verhält­nisse hatte. „Österreich, welches nach seiner geographischen Lage nie eine bedeutende Seemacht werden kann“, meinte er in seinem umfassenden Be­richt vom 2. Oktober 1820, „auch aus dieser Ursache nie einen ausgedehn­ten Seehandel hatte, ist in dem einen wie anderem noch neu, hat nie direkte die Vortheile, die letzterer bietet, genossen und daher nie auf die Errich­tung und Unterhaltung einer Marine, welche auch aus ganz besonderen Rücksichten unverträglich mit der politischen Lage des Staates schien, seine Aufmerksamkeit gerichtet; hinausgerückt aus dem großen Welthan­del und abgelegen von der bedeutenden nach Norden ziehenden Seehandels­straße, sind seine Kaufleute mit großen Unternehmungen nicht vertraut und wagen selbe umso weniger mit Brasilien, da sich ihnen noch kein Vortheil von daher zeigt und sie auch unvermögend sind, eine nützliche Verbindung anzuknüpfen. Die Fonds einzelner Handelshäuser sind nicht genügend hiezu auch können diese das zu einer neuen Unternehmung be­sonders unumgänglich nöthige Vertrauen nie hinreichend erwecken. Alle diese berührten und wirklich existierenden Hindernisse zeigen, wie schwierig eine vortheilhafte Handelsverbindung zwischen Österreich und Brasilien ist, besonders wenn man sich auf Triest allein beschränken und die Regierung nicht als unterstützender, die Richtung angebender Theil hiezu schreiten wollte ... Um nun den beabsichtigten von der Regie­rung gewünschten Zweck, der allerdings, wenn gehörig geleitet, vortheil- haft auf den Staate rückwirkend sein könnte, gegen ein Ende zu leiten, so ist zu glauben, daß die Möglichkeit einer Realisierung nur dann statt haben wird, wenn A) eine von der Regierung geförderte ... österreichisch-brasi­lianische Compagnie... errichtet; B) für alle Produkte und Erzeugnisse von Ungarn, Steiermark, Kärnten und Krain der Hafen von Triest, für jene von der Lombardei der Hafen von Venedig, endlich für die von Böhmen, Mähren und Österreich Hamburg als Stappelplatz gewählt wird. C) Müßten die Fabriken nach den ihnen vorgelegten in Brasilien gebräuchlichen äuße­ren Formen genau arbeiten. D) Hätte die österreichisch-brasilianische Han­delskompagnie in Rio de Janeiro, Bahia, Pernambuco Faktoreien in Ver­bindung mit jenen von Triest, Hamburg und Venedig zu etablieren, welche sich mit der Zeit und erforderlichen Falls nach dem Süden ausbreiten könn­ten. E) Man durch einen Handelstraktat sehen müßte, einige nötige Be­günstigungen von Seite der portugiesischen Regierung nicht allein für 80) „Je regarde la création d’une Compagnie comme d’autant plus nécessaire que le commerce autrichien n’a point de maison assez riche pour risquer ä eile seule une entreprise nouvelle qui malgré beaucoup de probabilité de succés peut cependant manquer“ .........1. c.

Next

/
Oldalképek
Tartalom