Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 17/18. (1964/65)

BLAAS, Richard: Die Anfänge des österreichischen Brasilienhandels

Die Anfänge des Österreichischen Brasilienhandels 237 deswegen leider fürchten, daß wir auch für diesen Artikel, auf welchen ich noch meine größten Hoffnungen setzte in der Folge einen harten Stand bekommen werden“ n). Aber abgesehen davon muß der österreichische Handel trotz aller möglichen Zugeständnisse, die eventuell erreicht werden könnten, gegenüber dem englischen einen schweren Stand haben, denn die Engländer haben auf ihren Schiffen höchstens 1% bis 1 V2% an Versiche­rungsgebühren zu entrichten, während die Assekuranz von Triest für öster­reichische Schiffe nicht unter 5% geht; ferner sind die österreichischen Schiffe zahlreicher bemannt und die Matrosen besser entlohnt und verpflegt, was natürlich wiederum die Transportkosten erhöht, außerdem haben die englischen Schiffe einen viel kürzeren Seeweg — im Durchschnitt 60 Tage gegenüber 100 bis 120 Tage für die österreichischen Schiffe — und die englischen Exporteure einen viel leistungsfähigeren Kapitalmarkt hinter sich. Alles Gründe, die die englische Vorherrschaft auf dem brasilianischen Markt beinahe unüberwindlich erscheinen lassen71 72). Dieser Meinung war allerdings auch die Börsendeputation in Triest, die dem küstenländischem Gubernium in einer einfachen Aufstellung dieses Mißverhältnis vordemon­strierte : „daher könne unser Handel, solange wir nicht mit den Engländern gleiche Zollbegünstigungen genießen in Brasilien nicht aufkommen, denn wir zahlen z. B. für 1 Centner gearbeitetes Eisen 13 fl. Zollgebühr indeß die Engländer nur 8 fl.; 1 Centner Quecksilber entrichtet auf englischen Schiffen 166 fl. 12 kr. auf österreichischen 255 fl. 22 kr. daher drückt die Börsendeputation ihre Wünsche aus, einen Handelstraktat mit Brasilien zu Stande kommen zu sehen, welchem zur Beseitigung aller Willkühr der brasilianischen Zollbeamten bei der Schätzung eine vertragsmässige Schät­zung zu Grunde gelegt werden dürfte“ 73). Außer dem niedrigeren Zollsatz garantierte der Handelsvertrag von 1810 nämlich den Engländern auch ein entscheidendes Mitspracherecht bei der Festsetzung der „Panta“, d. i. der Liste für die Zollsätze und dieses Privileg war bei der willkürlichen Hand­habung der Panta durch die brasilianischen Zollbehörden vielleicht noch wertvoller als der um 9% niedrigere Zollsatz. Der österreichische Handels­mann Wenzel Bergner, der als Handelsexperte auf der Augusta nach Rio de Janeiro mitgenommen worden war, dessen Berichte statistisch gut aber handelspolitisch unbedeutend waren, bezifferte in einem seiner Aufsätze über den Brasilienhandel den englischen Handel mit diesem Land für das Jahr 1819 wertmäßig auf 9,'4 Millionen Gulden74). Dagegen war der öster­reichische Handel nur als minimal zu bezeichnen. 71) Brief Webers vom 5. Februar 1819. 72) Dieselben Schwierigkeiten des österreichischen Handels zählt auch noch Baron Mareschal in seinem Bericht vom 19. April 1820 nr. 7 F auf. 73) Hofkammerarchiv, KHK. rote Nr. 1253, ZI. 59/C. P. ddo. 19. I. 1819 das küstenländische Gubernium überreicht die Äußerung der Börsendeputation über den brasilianischen Zolltarif. 74) Ebenda. KHK. rote Nr. 1261, ZI. 685 ddo. 23. Juli 1820. — Liste von W. Bergner über die englischen Ein- und Ausfuhren im Jahre 1819 in Brasilien.

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