Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 16. (1963)

PÁSZTOR, Lajos: Die ungarischen Katholiken und der Erste Weltkrieg

398 Lajos Pásztor nötigt zu sein infolge der wiederholten Verletzungen seiner Rechte. Und da es sich um einen gerechten Krieg handelt, muß nach Csernoch auch die Kirche ihn unterstützen. „Die Zeit der Kreuzzüge scheint wiederzu­kehren : Gott will es! wird unser Motto sein. Wir sind ... die Vollstrecker des göttlichen Willens.“ 12) Der Klerus unterstützte also die kriegerischen Anstrengungen der Re­gierung; ja ein Teil desselben wurde auch von einer gewissen patriotischen Begeisterung und von einem starken Pathos erfaßt. Vielfältig waren die Themen der katholischen Publizistik über den Konflikt: die einen bestanden nur auf dem Begriff des gerechten Krieges, nämlich des Verteidigungskrieges; die anderen identifizierten in einem ge­wissen Sinne Politik und Religion und — immer entsprechend der Vorstellung, welche sich im Geiste Vieler über die von der Monarchie vertretenen Werte gebildet hatte — wollten die Mobilisierung aller Kräfte bewirken, als ob es sich nicht nur um die Verteidigung der Unversehrtheit des staatlichen Gebietes handelte, sondern auch um das Geschick der katholischen Kirche selbst. Diese Auffassung ließ manchen den Krieg von 1914 als einen heiligen Krieg erscheinen13). Der Konflikt wurde auch als eine Gottesstrafe für die immer mehr zunehmende Verbreitung der Ungläubigkeit angesehen. Andere wieder versuchten, die positiven Seiten des Krieges aufzuzeigen, be­sonders den religiösen Aufschwung14), ja, sie gingen bis zum Äußersten, indem sie behaupteten, daß die pädagogische Weisheit des Priesters es verlange, auch die Aufmerksamkeit der Kinder auf die positiven geistigen Seiten des Krieges hinzulenken 15). Die Politiker und katholischen Staatsmänner betrachteten den Konflikt als eine harte Notwendigkeit, als ein vorwiegend politisches Problem, das sie mit der christlichen Moral in Einklang zu bringen suchten. Nicht einmal die Verschärfung der Kampfmittel verhinderte die Zustimmung zum Krieg in Ungarn. Die ungarischen Katholiken hießen auch die Tätigkeit der Unter­seeboote gut. „Der Weg ist schmerzlich, aber trotzdem müssen wir ihn zu !2) J. Csernoch, a. a. O., S. 3—8, 13. — Später wird aber Csernoch sagen: „Der gegenwärtige Krieg ist in keiner Hinsicht ein heiliger Krieg“. Vgl. J. Csernoch, Elnöki megnyitó beszéd a Szent István Társulat LXIII-ik köz­gyűlésén, 1917 márc. 29-én (Eröffnungsrede in der LXIII. Versammlung der Gesellschaft des hl. Stephan, gehalten am 29. März 1917) in „K. Sz.“ 1917, Nr. IV (April), S. 11. 13) Vgl. z. B. J. Csernoch, Egyház, usw., S. 13; I. Torna, Tábori levelek (Briefe an die Front), Budapest, 1914; Ders., Tábori levelek, Második sorozat (Briefe an die Front, 2. Reihe), Budapest, 1915; „K. Sz.“, 1915, S. 111, 974—975. M) Vgl. z. B. A. Mihályfy, A háború és a theologia (Der Krieg und die Theologie) in „Religio“, 1915, S. 13; T. Tóth, Lelkipásztorkodás háborús időkben (Die Hirtentätigkeit zur Kriegszeit), ebenda, 1915, S. 324—325; B. Túri, A háború belülről nézve (Der Krieg, von innen her gesehen), Budapest, 1915, S. 24—28, 33, 195. 13) Zs. Mihalovics, Háború és vallásoktatás (Der Krieg und der religiöse Unterricht), in „Katholikus Nevelés“, 1915, S. 211.

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