Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 16. (1963)

WAGNER, Georg: Der Wiener Hof, Ludwig XIV. und die Anfänge der Magnatenverschwörung 1664/65

90 Georg Wagner scher Truppenkörper mitgefochten; bei Levencz (19. Juli 1664) kämpften einige hundert Husaren unter Stephan Koháry! Bereits am 29. Juni 1664 hatte Niclas Zrínyi nach einem erregt verlaufenen Kriegsrat und Zusammenstößen mit dem Oberbefehlshaber Raimund Montecuccoli (1609—1680), nachdem er gesehen hatte, daß die Hauptarmee nicht wegen Neu-Zrinyvár aufs Spiel gesetzt werden würde, mit seinen Milizen das Lager verlassen 7) und sich nach Csakathurn zurückgezogen. Hätte nicht, wenn die Truppen Zrinyis, Nádasdys und Batthyánys bei St. Gotthard am 1. August 1664 teilgenommen hätten, der Sieg entscheidender ausfallen müssen? Ihr Fernbleiben, Franz Nádasdys Korps stand nur wenige Kilo­meter raababwärts, moniert auch der Generalquartiermeister und General­adjutant des Reichsheeres, Johann von Stauffenberg, einer der wich­tigsten Augenzeugen der Schlacht8 *). Die Ungarn, im Durchschwimmen von Flüssen auf ihren Pferden geübt, hätten die Verfolgung des Feindes über die Raab hinweg mit Erfolg führen können. Aber es mangelte an dem Willen zur Einordnung in eine methodisch geplante strategische Krieg­führung, wie sie nun einmal in einem Feldzuge gegen einen solchen über­mächtigen Gegner nötig war, bei dem nicht nur das Schicksal Wiens auf dem Spiele stand. Dadurch aber hatten sie sich eigentlich des Mitsprache­rechtes beim Friedensschlüsse begeben, obgleich sie für 1663 einige Lei­stungen aufzuweisen hatten. Cornelius spricht es am Ende seiner Ver­teidigungsschrift aus: „Wenn die christliche Armee der Sieg oder die Niederlage aufgerieben hätte — beides war ja möglich — wie wäre da die Eroberung ganz Ungarns durch den Feind und die Verheerung Deutsch­lands zu verhüten gewesen?“ «). Nach dem Fall von Neu-Zrinyvár am 30. Juni 1664 hatte sich Niclas Zrínyi, nach kurzem Aufenthalt in Csakathurn, nach Wien begeben, um dort bei den kaiserlichen Ministern zu protestieren und sich über die Kriegführung Montecuccolis zu beklagen. Danach aber hatte er sich mit einigen seiner Freunde erneut nach Csakathurn zurückgezogen. Dort aber — wie es in den „Mémoires ... du Comte Betlem Niklos“ 7) Mauritio Nitri, Ragguaglio dell’ultime guerre, Venedig 1666, 140. 8) Der Sieg an der Raab und Vasvár: Johann von Stauffenberg hat in seinem Bericht: „Gründliche warhafftige und unpartheyische Relation ..., Regensburg, gedruckt bey Christoff Fischer den 12. Februarii Anno 1665“, der dem „Römischen Kayser“ und „des Römischen Kayserthums teutscher Nation Chur-fürsten und Ständen“ gewidmet ist, einleitend die Bedeutung des Sieges an der Raab für den 20-jährigen Waffenstillstand, der so lebensnotwendigen Atempause für Österreich, lapidar festgestellt. Man kann seine Bedeutung nicht besser umschreiben: „... das Bluthige auff unser Seiten sieghaffte Treffen mit dem Erbfeinde Christlichen Nahmens und Blutes bey St. Gotthardt am 1. Augusti Anno 1664 [hat] die turbirte und an den Reichs Gränitzen bedrengte Christen in eine neue zwäntzig Jährige Sicherheit gesetzet und [ist] dessen [d. h. der Sicherheit] unfehlbare Vrsache“. «) Ebd. I, 337.

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