Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 16. (1963)

RILL, Gerhard: Jacobus Palaeologus (ca. 1520–1585). Ein Antitrinitarier als Schützling der Habsburger

Jacobus Palaeologus (ca. 1520—1585) 83 nähme angestellt wurden, — man dachte an Spionage für den Sultan, — erkannte Dudith sofort das eigentliche Motiv: die Häresie. Von Peter Monau erfuhr Dudith, daß sein einstiger Gast und Schützling des „Muha- medanismus“ beschuldigt wurde, eine Anklage, die sich, da man bei Palaeologus belastende Briefe Dudith’s gefunden hatte, auch gegen diesen wenden konnte. Seit 1582 äußerte er gegenüber Hagek, Crato von Crafft- heim und Monau wiederholt die Befürchtung, man werde den Häftling nach Rom überstellen; die Willfährigkeit des Kaisers gegenüber der Kurie empörte ihn ebenso wie ihn die Situation der Frau und der Kinder des unglücklichen Exulanten mit Mitleid erfüllte. Anfang August war Dudith endgültig davon überzeugt, daß man Palaeologus nach Rom verschleppen und ihn „dem Moloch“ darbringen werde 266 267 268 *). Während der Häftling in Klosterneuburg von einer eigenen Truppe bewacht wurde, trat jedoch eine Verzögerung der Aktion ein. Angeblich verzichtete der Nuntius selbst auf die Überstellung des Häretikers nach Rom unter der Bedingung, daß eine entsprechende Bestrafung in Österreich erfolge; der Kaiser soll jedoch erklärt haben, er werde unter allen Umstän­den sein Wort halten. In Folge dessen sei nun ein Tumult, eine heftige Opposition der Kurfürsten, entstanden 267). Tatsächlich entschied sich die Frage der Auslieferung jedoch schon Anfang Mai 1582, nach einer Inter­vention des Kardinals Ludovico Madruzzo beim Obersthofmeister Hans von Trautson 268). Am 9. Mai wußte Madruzzo von der positiven Entscheidung des Kaisers, am 19. erhielt er von Rom den Auftrag, diesem den Dank des Papstes auszusprechen 289). Dem Propst von Klosterneuburg, Kaspar Christiani, befahl Rudolf II. am 21. Mai, Palaeologus in aller still an die Donau zu bringen und den Beauftragten des Nuntius zu übergeben 270). Dem bevorstehenden Transport des Delinquenten nach Rom sahen alle Beteiligten, besonders der Nuntius, mit großer Nervosität entgegen. Man fürchtete Gegenmaßnahmen der Fürsten, besonders des Kurfürsten von Sachsen271) und des Pfalzgrafen Johann Casimir; letzterer soll später noch geplant haben, Bonomi, — als dieser nach Köln zog, um den vom Katholi­zismus abgefallenen Erzbischof Gebhard Truchseß abzusetzen, — zu er­greifen und ihn solange festzuhalten, bis man Palaeologus freilassen würde, wobei auch die Behandlung des Nuntius der des Häretikers entsprechen 266) Bock, Historia Antitrinitariorum I 2, 584 f.; G i 11 e t, Crato von Crafftheim 2, 334—336; C o st i 1, Dudith 189, 194. 267) RBV fol. 116; RFB föl. 13D. 268) Nuntiaturberichte aus Deutschland III 2, bearb. von J. Hansen, Berlin 1894, 411. 269) Ebenda 414, 419. 270) F. Röhrig, Protestantismus und Gegenreformation im Stift Kloster­neuburg und seinen Pfarren (Jahrbuch des Stiftes Klosterneuburg NF 1, 1961) 170. 271) Nuntiaturberichte III 2, 447 f. 6*

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