Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 16. (1963)
RILL, Gerhard: Jacobus Palaeologus (ca. 1520–1585). Ein Antitrinitarier als Schützling der Habsburger
Jacobus Palaeologus (ca. 1520—1585) 81 Begegnung Maximilians mit seinem einstigen Schützling scheint es zwar nicht gekommen zu sein, doch erhielt dieser im April 1576 eine einmalige Gnadengabe von 200 Talern ausbezahlt 260 ). Es war dies die letzte Unterstützung, die dem Apostaten von Seite eines Habsburgers zuteil wurde. Am 12. Oktober starb Maximilian II. Palaeologus dürfte sich damals bereits in Mähren unter dem Schutz der Familie Kunovic (Kaunitz) zu Hluk aufgehalten haben. 1577 richtete er nach bewährter Methode eine Bittschrift an Rudolf II. (= R fol. 179— 183v), in der er wiederum die von Seite der Kurie erlittenen Verfolgungen und die Begünstigung durch Ferdinand I. und Maximilian II. hervorhob. Dieses Schreiben scheint unbeantwortet geblieben zu sein. Wilhelm von Rosenberg erhielt von seinem einstigen Schutzbefohlenen noch gelegentlich pessimistische Kommentare zur politischen Lage in Europa, in denen auf die kritische Situation der Casa d’Austria in Ungarn und im Mittelmeer hingewiesen wurde. Weitere Petitionen an den Kaiser scheint Palaeologus unterlassen zu haben, da er deren Sinnlosigkeit im Hinblick auf die Person des neuen, im Lande der Autodafés erzogenen Herrschers erkannt haben dürfte. Für einige Jahre entschwindet der Ruhelose nun fast gänzlich unserem Gesichtskreis 261). VIII. 1581 erschien in Basel die erste Ausgabe der Defensio Francisci Davidis, für die Palaeologus als Hauptautor und Redaktor verantwortlich war (obwohl sein Name erst in der zweiten, wahrscheinlich im darauffolgenden Jahr erschienenen Edition genannt ist). Diese Schrift ist eine der Hauptquellen für die Glaubensstreitigkeiten in Siebenbürgen seit 1578, die zur Verurteilung Dávids und schließlich zum Ende des dortigen Uni- tarismus führten 262). Palaeologus war damit, seit der Verteidigung Castel- lio’s und Servet’s, zum zweiten Mal Apologet und Anwalt von Verfechtern religiöser Toleranz geworden; als er bald darauf seinen eigenen, völlig aussichtslosen Prozeß zu führen hatte, griff er sicher auch auf die zur Verteidigung anderer gesammelten Argumente zurück. Einige der Schriften des nun bereits zu Ansehen gelangten Griechen scheinen auch in den habsburgischen Ländern verbreitet worden zu sein. Erzherzog Ernst, Statthalter in Österreich ob und unter der Enns, führte darüber Klage beim Kaiser, und dieser befahl am 9. September 1581, die Provenienz und die Art der Verbreitung der beschlagnahmten Bücher und 26°) Hofkammerarchiv, Hofzahlamtsbücher 1576 (vol. 30 fol. 593). 261) Briefe an Wilhelm von Rosenberg vom 1. März und 6. Juni (ersterer dat. Pragae ex meo hospitio) 1581 in Archiv zu Wittingau (Trebon), Hist. 5101 A und 5107. — Über die Beziehungen zu Kunovic: G illet, Crato von Crafftheim 2, 231 f.; B artos, Památka 49; K o t, L’influence 104. 262) Morse Wilbur, A History of Unitarianism (1952) 57 ff.; P i r n á t, Ideologie 161 ff., 171 ff. Mitteilungen, Band 16 6