Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 16. (1963)

MÜLLER, Bernhard Ch.: Max Büdinger und die österreichische Geschichtswissenschaft

Max Büdinger und die österreichische Geschichtswissenschaft 337 Lamprecht, Leipzig, Wilhelm Oncken, Gießen, Karl Theodor Heigel, Mün­chen, Hermann Hüffer, Bonn. Leopold von Ranke, der unter anderem im Jahr 1873 in Wien gewesen ist, traf dort gewiß, so wie mit anderen Historikern, auch mit seinem Schüler Büdinger zusammen82). Gute Freundschaft hielt Büdinger in Wien vor allem mit den Sickels und den Gerolds; in Verbindung stand er — und auch diese gelehrten und freundschaftlichen Beziehungen gehören ja zum Bild seiner Persön­lichkeit — mit Theodor Billroth und Anton Bettelheim, mit Ernst Mach, Eduard Suess und Otto Benndorf, und schließlich mit Ottokar Lorenz, Alfons Huber, Engelbert Mühlbacher, Heinrich Friedjung83). Huber, Fickers Innsbrucker Adept, war seit 1887 Nachfolger des nach Deutsch­land abgewanderten Ottokar Lorenz im Ordinariat für österreichische Ge­schichte 84). Im Jahr 1898 ist Max Büdinger zum Hofrat ernannt worden. Diese Angelegenheit hatte sich sehr lange hingezogen —- die Akten machen evi­dent, wie oft man Büdinger für eine solche Ehrung vorschlug, wie immer wieder eine Instanz die Sache aufschob, wenn nicht hintertrieb85). Büdin­ger, in solchen Dingen ein hochempfindlicher Mann, sprach schon, mehr als verstimmt, von der „albernen Hofratsangelegenheit“ 86) — bis es dann doch noch zu der Ernennung kam. Im selben Jahr 1898 erreichte der aka­demische Lehrer Büdinger die Altersgrenze; auf Bitten des Professoren- Kollegiums blieb er zwei Semester länger, um dann endgültig in den Ruhe­stand zu treten87). Kaiser Franz Joseph ließ ihm aus diesem Anlaß die „allerhöchste Anerkennung“ aussprechen. Bemerkenswert die Berichte des niederösterreichischen Statthalters und des Kultusministers im Zusam­menhang mit Büdingers Pensionierung. Der Wiener Professor, heißt es da, sei eine glänzende Begabung als Historiker, strengste Objektivität sei 82) M. Steiner, a.a.O., 109; über Rankes Wien-Auf enthalte ferner ebenda 73 f., 95. — Aus den 70er Jahren datiert ein kurzer Brief Rankes an den Hof rat Gottschall, in dem auch Büdinger ehrenvoll genannt wird. 83) Festgaben usw., Beiblatt. Aus Wien unterzeichnen die Geburtstagadresse — von den Schülern einmal abgesehen — ferner Josef v. Fiedler, Josef Him, Hans Hirsch, Leo Reinisch, Heinrich Zimmermann, Oswald Redlich, aus Graz Arnold Luschin v. Ebengreuth, Franz v. Krones, Johann Loserth. 84) Vgl. Mang, Huber, 107. Huber wohnte viele Jahre lang mit den Büdin- gers im selben Haus in der Alserstraße; eine Tochter heiratete Max Büdingers Sohn Konrad. 85) Hofratsernennung: AVA Wien, MCU 957, 1898, 859, 1898; vgl. auch BJ 7, 223 ff. Ebenfalls über die Hofratsangelegenheit AVA Wien, MCU 480, 1892. Daß Büdinger schon bei seiner Berufung nach Wien gern den Hof rats­titel erhalten hätte, beweisen zahlreiche Tagebuchnotizen aus dem Herbst 1872. 8«) Brief an Sickel vom 23. 6. 1878, SN. Vgl. auch die Briefe an Sickel vom 28. 6. und vom 9. 7. 1878, SN. Büdinger mußte es sogar erleben, daß ein Spottgedicht erschien: „Vom Rate des Hofes, ein orientalischer Palimpsest von M. Boutiquier“. 87) AVA Wien, MCU, 12604 und 24987 vom Jahr 1899. Mitteilungen, Band 16 22

Next

/
Oldalképek
Tartalom