Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 16. (1963)

MÜLLER, Bernhard Ch.: Max Büdinger und die österreichische Geschichtswissenschaft

Bernhard Ch. Müller ilböS xnM 334 Klääse vereinigten Gelehrten gestellt?,. Die Quellen der österreichischen Geschichte sollten ans Lieht gefördert und zum größeren Verständnis den Fachgenossen Wie auch dein- breiteren interessierten Öffentlichkeit zugäng­lich gemacht werden. Aber wenn auch die Austriaca im Vordergründe stan­den, wollte man sich doch das Arbeitsfeld nach aßen Seiten hin offen lassen» und so hat. man denn der aus dem Gründungsjahr der Akademie datierenden „Kommission zur Herausgabe österreichischer Geschichts­quellen“ im Jahr 187:8 den allgemeineren Namen: „Historische Kommission“ — analog der Münchner Institution ■— gegeben. Zwei Abteilungen konsti­tuierten sich: die permanente Kommission, bestehend aus Arneth, Asch­bach, Birk, Büdinger, Fiedler, Lorenz, Sacken, Sickel, später traten andere Gelehrte hinzu, und die verstärkte Kommission, bei der äußer den Wiener Geschichtsforschern auch Historiker aus Prag, Innsbruck und Graz mit­wirkten, Im Archiv für österreichische Geschichte gelangten die von der Kommission geförderten geschichtlichen Untersuchungen zum Druck. Büdinger hat in dieser Reihe nichts veröffentlicht74) : Die Tätigkeit in Zürich hatte ihn doch zwangsläufig ganz von der Geschichte Österreichs fortgelenkt auf andere Gebiete, auch seine Darstellung der österreichischen Entwicklung bis ins späte Mittelalter hinein ist deshalb ja nicht zu Ende gediehen. Und nach 1872 war er zu sehr, um mit Séinen eigenen Worten zu sprechen, „in universalgeschichtliche Studien verstrickt“, als daß er dem Archiv“ hätte/etwas Größeres beisteuern können. Anteil genommen an den Unternehmungen der Historischen Kommission hat Büdinger aber doch in hohem Maße: mit Eifer förderte er etwa die Edition venezianischer Dispacci vom habsburgischen Kaiserhof — bis zum dritten Band war er maßgeblich an der Herausgabe beteiligt75) -—, sogar im Seminar hat er, wie schon erwähnt, Vorarbeiten dazu machen lassen. Eine ganze Reihe von Büdinger-Schülern ist, zum Teil nach Absolvierung eines Kurses am Institut für Österreichische Geschichtsforschung, bei der Kommission tätig gewesen. Als Sickel in Rom arbeitete, trat Büdinger mit Energie für die Belange des Freundes ein. Aufs Ganze gesehen, wird man freilich, auch was Büdingers Akademie-Mitgliedschaft betrifft, Oswald Redlich Glauben schenken müssen, der für die 70er und 80er Jahre von einer gewissen Vereinsamung des Mannes spricht7«), einer Vereinsamung, hrmjc-io'/ ,;h:i tis.iuwoa JnubiairiqsirnsbíuíA «i/.rash rimmbniri nsirmsxe i i9v/s 74) Registerband zu den Bänden 1—100 des Archivs für österr. Geschichte (bis Bd. 16 erschienen unter dem Titel Archiv zur Kunde österreichischer Ge­schichtsquellen), 1912. Über die beiden Abteilungen der Historischen Kommission 'in-dér Akademie vgl. Méflfterí^feaüö. ^Jia nsdßgiuA 75) Briefe an Sickel vom 3. 8. 1897 und vom 28. 2. 1893, vom 23. 3. 1898, vom 10. 11. 1899, SN. — Den ersten, voll Büdinger eingeleiteten Band der Be­richte venetianischer Botschafter vom Kaiserhof, mit dem Jahr 1538 beginnend, bearbeiteten Büdingers Schüler I. Stich und G. Turba gemeinsam, zwei weitere, bis zum Ende der Regierung Kaiser Maximilians II. reichend, G. Turba allein. 7«) Redlich, M. Büdinger, NÖB, Bd. 6, 13; Vgl. auch Srbik; Geist und Ge­schichte II, 99.

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