Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 16. (1963)
BENNA, Anna Hedwig: Eine Wiener Ratsliste und das Wiener Stadtrecht von 1340
26 Anna Hedwig Benna in dieser Zeit im Rate. Auch sie gehörten der städtischen Oberschichte an, aus der die Mitglieder des Rates kamen. Wiener Bürger bekleideten schon bald nach dem Antritt der Herrschaft Albrechts I. landesfürstliche Ämter, vor allem in der Finanzverwaltung* 219 *), wo der Inhaber des Amtes über entsprechende Kreditfähigkeit verfügen mußte. Wiener Ritterbürger fochten auch als Soldreiter an der Seite König Friedrichs des Schönen 1314220) jm Reich. Sie fungierten als Zeugen der ehegüterrechtlichen Verträge zwischen Friedrich d. Schönen und seiner Gemahlin Isabella von Aragon, welche von den österreichischen Städten verbürgt wurden221). Sie dienten auch als herzogliche Hofmeister wie Konrad I. Chrannest, Weichart bei den Mindernbrüdern und Hagen I. von Spielberg 222). Vor allem in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts besaßen viele der Wiener Melioren Herrschaften und persönlich die Ritterwürde 223). Einige von ihnen, die Haimonen und die Breitenfeld, wurden Träger der Opposition gegen das neue Landesfürstentum 224), unterlagen aber in diesem Kampfe und schieden aus der Politik der Stadt Wien aus. Die Mehrzahl paßte sich aber der veränderten politischen Lage an und behauptete sich. Es gab aber nicht nur Wiener Bürger, die zu Herren wurden. Auch der umgekehrte Weg, Ritter, die Bürgerrecht und Haus- und Grundbesitz in Wien erwarben, kam vor 225), etwa im Falle der von Spielberg 226). Von den Ritter-Bürger-Familien saßen 1340 im Rate: Weichart bei den Mindernbrüdern, Hagen von Spielberg, Otto von Kilb, Herbort auf der 21B) Hubmeister: Konrad I. Harmarkter (vgl. oben Anm. Ill), Konrad II. Harmarkter (vgl. oben Anm. 129). 210 Landschreiber: Heinrich I. von der Neisse (vgl. oben Anm. 113). 2is) Hofmeister des Herzogs: Otto von Kilb (vgl. oben Anm. 22). Hofmeister der Herzogin: Konrad I. Chrannest (vgl. oben Anm. 134), Weichart bei den Mindernbrüdern (vgl. oben Anm. 20), Hagen I. von Spielberg (vgl. oben Anm. 21). 219) Dopsch, MIÖG. 18, 304, 329 ff. Brunner, Anz. 86, 504, 505. 229) Das von Josef Chmel, Zur Geschichte König Friedrichs III., AÖG. 2 (1849) S. 511 ff, edierte Pfandregister verzeichnet Greif II., Konrad II. Harmarkter, Weichart bei den Mindembrüdern, Ulrich von Ruckendorf, Nikolaus Preussel und Ulrich von Wien als Gläubiger, vgl. Brunner, MIÖG. 58, 567. Lechner, JB. VGSTW. 15/16, 10. 221) 1313 Juni 13 (Heinrich von Zeißberg. Elisabeth von Aragonien, Gemahlin Friedrichs des Schönen von Österreich (1314—1330), SB. Wien 137 (1898) S. 179, n. 55 ... presentibus testibus Griffone de Vienna, Ulrico apud fratres minores. Cunrado magistro hubarum, Henrico Krannesto militibus aliisque quam pluribus fide dignis). Zum Einfluß aragonesischen Rechts auf diese Verträge vgl. Otto H. Stowasser, Der Ehevertrag Herzog Friedrichs des Schönen von Österreich mit Isabella von Aragon, MVGSTW. 2 (1921) 23, 24. 222) Vgl. oben Anm. 218. 223) Brunner, Anz. 86, 502 ff. 224) Lechner, Jb. VGSTW. 15/16, 41, 42, 52, 53 ff. 225) Planitz, MIÖG. 58, 321. 226) Vgl. oben Anm. 21.