Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 16. (1963)

WAGNER, Georg: Der Wiener Hof, Ludwig XIV. und die Anfänge der Magnatenverschwörung 1664/65

Wiener Hof, Ludwig XIV. u. die Anfänge der Magnatenverschwörung 1664/65 117 glaubten, der Kaiser lasse den Truppen die Etappen in den Erblanden gratis liefern — leur feroit fournir gratis les estapes dans les pays hereditaires — man werde aber inzwischen erfahren haben, ob die Tat­sachen auch völlig den Worten entsprochen hätten. Schwingt hier noch ein Unterton des Mißtrauens mit, so war schon am 28. November in Paris jeder Zweifel beseitigt. Louvois, der an diesem Tag in seiner Depesche an Coligny mit Genugtuung feststellen konnte, daß dieser am 3. November die verlangte Truppenrevue (Inspektion) gehalten hatte62), fordert von ihm als Gegenleistung besondere Truppendisziplin: „L’on convient que l’Empereur en use trés honnestement ä l’esgard des troupes durant que vous marchez avec elles dans ses pays hereditaires, aussy croit on que pour y respondre vous les aurez fait vivre avec grande discipline.“ „Der Kaiser benimmt sich sehr ehrenhaft gegenüber den Truppen“ — ein neuer Ton der Genugtuung und Zufriedenheit! Die dafür zu leistende Disziplin möge aber auch in den Landen der Reichsstände beibehalten wer­den, heißt es in dem Schreiben weiter. In der Antwort des Staatssekretariats vom gleichen Tage an Gravel in Regensburg, auf dessen Schreiben vom 13. November, lesen wir: „Vous aurez apris que l’Empereur ne s’est pás contenté de diminuer la faxe des vivres aux troupes, mais qu’il fait donner dans ses pays hereditaires l’estape gratis. Et Ton se persuade que vous n’aurez pás manqué de vous servir de cet exemple pour porter les Electeurs et les Princes de l’Empire ä en user de mesme sur leurs terres, ou tout au moins ä diminuer notablement le taux qu’ils ont mis aux vivres“ 6S). Wachsende Zufriedenheit der Franzosen, ihre Heimkehr. Die Zufriedenheit wächst: nicht nur die Etappen sind gratis, der Kai­ser hat überdies den landläufigen Preis für die Lebensmittel herabgesetzt. Sofort wird Gravel angewiesen, dieses Entgegenkommen des Kaisers bei den Kurfürsten und Fürsten am Reichstag zu Regensburg, durch deren Länder die Truppen ziehen werden, als nachahmenswertes Beispiel hinzu­stellen, um von ihnen dieselben Vergünstigungen zu erreichen: Ein gutes Beispiel für die ausgezeichnete Zusammenarbeit von sparsamer Militär­verwaltung und beweglicher Diplomatie unter Ludwig XIV.! Im Schreiben an Coligny vom 5. Dezember wird ausdrücklich der „große Vorteil“ (grand avantage) betont, den „die Truppen durch die Gewährung der Gratisetappen in allen Erblanden gehabt haben und den «2) Ai 189, fol. 267. «3) Ai 189, fol. 269.

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