Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 16. (1963)

WAGNER, Georg: Der Wiener Hof, Ludwig XIV. und die Anfänge der Magnatenverschwörung 1664/65

92 Georg Wagner sich als Freiwilliger der Hauptarmee angeschlossen und dort Kontakt mit französischen Freiwilligen angeknüpft, daraufhin sich nach Csakathurn begeben hatte und dort von Zrínyi Miklós wie ein Mitglied der Familie auf­genommen worden war, ist auch ein Zeuge der Übergriffe, die sich Zrínyi — vermutlich auch nach dem Friedensschluß noch — erlaubte. Einige Kompagnien ungarischer Husaren ließ er immer wieder tief in türkisches Gebiet streifen. Sie machten alle „Ungläubigen“, die in ihre Hände fielen, nieder. Der Kaiser übersandte ihm daraufhin strikte Be­fehle, diese Streifzüge einzustellen, da er die Gefahr eines neuerlichen Kriegsausbruchs scheute. Aber die Mannschaften hatten sich so an das Türkenmetzeln gewöhnt, daß sie selbst Zrínyi nicht mehr gehorchen wollten. „Unter anderem—so erzählt Nikolaus Bethlen — gab es einen Obristen namens Kis-ferens [!], was der .kleine Franz’ heißt. Dieser war auf den Kleinkrieg derart versessen, daß dieser entschlossene Partisane (déterminé Partisan), nach dem strikten Verbot des Grafen von Serin, ihm künftig Türkenköpfe einzubringen, anläßlich der Zerschlagung einer ganzen Türken­kompagnie, der er kein Quartier gegeben hatt|e, anstatt dieser, wie ge­bräuchlich, die Köpfe abzuschneiden, sich als Präsent für seinen General nur jene Körperteile holte, durch welche sich die Türken [die beschnitten waren!] von den Christen unterscheiden, und sie dem Grafen von Serin präsentierte. Dieser ließ ihn seine Entrüstung spüren und warf ihm vor, daß er nichts als ein veritabler Metzger sei. Wenn er so weitermache, werde er ihn ins Burgverlies werfen lassen 11). Allerdings muß diese Episode vor den Fall von Neu-Zrinyvár gesetzt werden, da Kis Ferencz bei der Ver­teidigung dieser Festung fiel, wie Nitri im „Ragguaglio“ berichtet. Daß die Türken, insbesondere die Tataren, längst mindestens ebenso arge Grausamkeiten begangen hatten, bezeugt Johann von Stauffenberg drastisch anläßlich der Schilderung des Marsches an die Waag im August 1664 12). Aber inzwischen war Frieden geschlossen worden. n) N. Bethlen, I, 297 f.: ... ce determiné Partisan ayant rencontré une Compagnie entiere de Turcs qu’il n’avoit donné aucun quartier, au lieu de leur faire couper la tété comme il avoit countume de faire, il ne se chargea pour presenter ä son Général, que des parties qui distinguent les Turcs d’avec les Chretiens, & les presenta au Comte de Serin, qui lui en fit sentir son indignation en lui reprochant qu’il n’étoit qu’un veritable boucher, & que s’il continuoit, il le feroit enfermer dans un cul de hasse fosse. 12) Über den Marsch des Großwesirs von St. Gotthard nach Veszprim Mitte August schreibt Stauffenberg, 79: „Von dannen nahmen sie ihren Weg auf Veszprin, wo sie auch nahe an vorbey passierten. Die Vortruppen ließen sich schon Tags zuvor sehen, oder viel mehr die Fouragier; was sie hier und da erschnappten [an Bauern!] nahmen sie mit, es war gehuldigt oder nicht. Die Tartaren hauseten greulich und schröcklich unter den Christen. Theyls schnitten sie die Zungen auß dem Hals und liessen sie lauffen, anderen ihr Männliche Glieder ab, wie sie hin und wieder so gestumpelt auf ihren march todt gefun­den wurden“.

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