Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 15. (1962)

BENEDIKT, Heinrich: Mit dem Ban vom 2. Dezember 1848 bis 2. Jänner 1849. Die Aufzeichnungen des Hermann Dahlen Freiherrn von Orlaburg

406 Heinrich Benedikt Theil zu ihres Landes, zu ihres Volkes Ruhe und aus Treue zu ihrem Kaiser; doch ein großer Theil Volk, welches knapp an der Türkei Gränzen haust und von seinem Nachbar Raub und Mordlust angezogen, zog mit aus Beute und Blutdurst und schlugen dem Führer schmerzlichere Wunden als es des Feinds Geschoß gekonnt. Schwarze Hüte mit breiten Kränzen, rothe Fez, hie und da auch ein Turban bedeckten das Haupt, ein schwarzer, weißer oder brauner Halina hing bis zu den Knien oder ein rother oder grüner .... fest in den Hüften und eine weiße leinene Hose vollendete das Kleid. Der eine hatte einen Stutzen, ein andrer eine Vogelflinte, ein dritter Handzar und Pistolen. Auf 500 Mann dieses tapferen, aber unbändigen Volks kam höchstens ein Befehlshaber. Welche Bürgschaft waren sie für Gelingen? Eine festere Schar war die der Serezaner. Gediegene Männer, Muth und Todesverachtung im braunen Angesichte, ein tapferes Herz in der Brust. Ein Fez oder Turban, eine grüne, blaue oder rothe Weste mit Silberknöpfen, weiße oder blaue enge Hosen und ein blutfarbener Mantel ist ihr Kleid. Eine gute Muskete auf der Schulter, ein paar türkische Pistolen und ein scharfer Handzar im Gürtel sind ihre Waffen. Doch sie sind ihrer nur 900. Wie stark ist seine Reiterei? 800 Pferde. Landespferde von ihren Eigen­tümern geritten, die mit dem Säbel, den sie tragen, noch nie einen Hieb gethan, die mit der Pistole noch nie einen Schuß gemacht. Und sein Ge­schütz war vom leichtesten Kaliber. Mit diesem Heer zog er aus gegen ein in jeder Beziehung, die Tapferkeit ausgenommen, überlegenes. Mit dem Herz voll Muth, doch mit Hunger und Mühen kämpfend zogen wir vor drei Monaten hier ein. Heute marschirten kriegsgeübte Schaaren leichten Schrittes, Kraft und Gesundheit in den Gesichten, einer wie der andere wohl gekleidet, hier ein und Funken sprühten unter den Hufen muthiger Rosse noch muthigerer Reiter. Spät Abends wurde ich heute nach Wieselburg gesandt an das Vor­posten Commando. Unsere Vorposten sind sehr nachlässig. den 20. Eine grimmige Kälte beginnt. Unsere Leute müssen einquartiert wer­den. Die heutige Nacht soll für die Biwakirenden eine fürchterliche ge­wesen sein, selbst die Pferde rissen sich los und rannten in den Lagern wie rasend umher. Der Ban ritt heute früh bis über Wieselburg hinaus, um zu sehen was von den angezündeten Kornvorräthen gerettet worden war, und um den Zustand einer Brücke zu besichtigen. Der Ritt war ziemlich scharf und währte höchstens eine Stunde und doch war ich fast erstarrt vor Kälte. Heute widerfuhr mir etwas, was mich sehr erfreute und mir schmei­chelt. Der biedere, ritterliche, von uns allen hoch verehrte Hompesch hat mich aufgefordert ihn zu dutzen. Im Schlosse beim Verwalter des E. H. Al­brecht, der ein recht nettes Weibchen hatte, brachte ich mit Fleisner,

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