Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 15. (1962)

AUER, Erwin M.: Die Präbende des Ordens vom Goldenen Vlies

38 Erwin M. Auer Diese Vergebung fiel wieder in die Zeit einer Kanzlervakanz. Dr. Karl Freiherr von Krauß, der noch 1880 331) die Kanzlerfunktion mit regem Interesse versah, starb am 5. März 1881 im 92. Lebensjahr als Ehrenbürger der Reichshaupt- und Residenzstadt Wien 332). Staatsrat Adolf Freiherr von Braun, der als Kabinettsdirektor kraft seines Amtes den Ordenskanzler im Verhinderungsfall zu vertreten hatte, wurde überraschend schnell mit Ah. Handschreiben vom 23. April 1881 zum neuen Kanzler des Ordens vom Goldenen Vließ ernannt 333). Mit dieser Ernennung ging der langgehegte Wunsch der als Ordenskänzlei wirkenden Kabinettskanzlei, es möge ihr Direktor mit der Würde des Ordenskanzlers betraut werden, endlich in Erfüllung. Das Gesuch eines aktiven Oberlieutenants, es möge auch ihm wie sei­nem jüngst verstorbenen Vater und seinerzeit seinem Großvater eine Präbende des Toison-Ordens zuerkannt werden 334 *), veranlaßte die Ordens­kanzlei, Erhebungen über das am 18. Juni 1881 erfolgte Ableben des ehe­maligen Landschafts-Buchhaltungs-Diurnisten und Raths-Thürhüters Wil­helm Grafen G a 11 e r zu pflegen 33ä). Diese Erhebungen führten aus heute unbekannten Ursachen erst im Februar 1883 zur Ausschreibung des Con­curses336). Von den termingerecht eingegangenen sechs Bewerbungs­schreiben 337) nahm der Kabinettssekretär und adjungierte Wappenkönig Regierungsrat Anton Freiherr Pachner von Eggenstorf 338), der bereits früher aktive Offiziere zur Rückziehung ihrer Gesuche veranlaßt hatte 339), zwei Competenten nicht in die engere Wahl, da sie als active Beamte, denen die Möglichkeit einer Verbesserung ihrer Lage im Wege der Beförderung eröffnet ist, nicht als „dürftig“ im Geiste des Stiftbriefes angesehen wer­den können. Da ferner alle übrigen Bewerber ... Officiere ... sind oder waren, wurden ihre Gesuche dem k. und k. Reichskriegsministerium mit dem Ersuchen übergeben, in unaufsichtigem Wege Erhebungen veran­lassen ...zu wollen340). Das Ergebnis dieser Erhebungen341) wurde in 331) Vgl. z. B. ZI. 4/TO/1880. 3S2) ZI. 3/TO/1881, fol. 11. 333) ZI. 8/TO/1881; Diplom (ZI. 23/TO/1881). — Österreichisches Biographi­sches Lexikon 1815—1950, Bd. 1, Graz-Köln 1957, 108. 334) ZI. 15/TO/1881. 333) ZI. 16 und 17/TO/1881. 336) ZI. 3/TO/1883. Amtsblatt zur Wiener Zeitung, 9. Februar, Nr. 31, 261, 13. Februar, Nr. 34, 288 und 18. Februar 1883, Nr. 39, 328. 337) ZI. 6, 7, 8, 11, 12 und 14/TO/1883; vgl. dazu auch die Urgenz in ZI. 21/ TO/1883. 338) Erwin M. Auer, Anton Freiherr Pachner von Eggenstorf und das Archiv des Ordens vom Goldenen Vließ, in: Jahrbuch des Vereines für Geschichte der Stadt Wien, Bd. 17/18, Wien 1961/62. -— Vgl. oben Anm. 29 und unten S. 40. 339) ZI. 20/TO/1870, fol. 166. Tergalnotiz Pachners auf ZI. 15/TO/1881. 349) ZI. 16/TO/1883. 341) Note des k. u. k. Reichskriegsministeriums Nr. 1/4630 vom 2. Juli 1883 (ZI. 22/TO/1883, fol. 145 ff.).

Next

/
Oldalképek
Tartalom