Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 15. (1962)

AUER, Erwin M.: Die Präbende des Ordens vom Goldenen Vlies

32 Erwin M. Auer Obwohl die Bedingungen für das Erlangen einer Präbende allgemein bekannt waren, wurde des öfteren versucht, den genau begrenzten Kreis der in Betracht kommenden Personen durch Ausnahmen zu erweitern. In solchen Fällen bemühte sich der Ordenskanzler, die Bewerber zur Zurück­ziehung ihrer Gesuche zu bewegen, wie ihm dies beispielsweise bei einem Adeligen gelang, der für seinen 19jährigen, noch am Technischen Institut des Joanneums studierenden Sohn um eine Präbende eingekommen war 264). Die Ordenskanzlei, die das Freiwerden einer Präbende natürlich nicht voraussehen konnte und auch keine falschen Hoffnungen auf ein baldiges Einrücken in eine Präbende erwecken wollte, war von sich aus bestrebt, Gesuche nicht zu asservieren oder, wie bereits erwähnt, Vormerkun­gen vorzunehmen, sondern schriftlich eingekommene Bewerber aufzu­fordern, sich erst im Falle der Erledigung einer derley Präbende, worüber der Concurs in der Wiener Zeitung ausgeschrieben wird, in Bewerbung zu setzen 265). Diesem Bemühen war freilich nur wechselnder Erfolg be- schieden, da von einzelnen Bewerbern stets neue Gesuche vorgelegt wurden. Während die Ordenskanzlei durch eine Parte vom Tode eines Prä- bendisten, nämlich des pensionierten k.k. Lieutenants Ferdinand Grafen Coro nini unmittelbar Kenntnis erhielt 266), erfuhr sie vom Ableben eines anderen Stiftplatzinhabers, des gewesenen Oberstlieutenants in der Armee Ihrer Majestät der Königin Isabella von Spanien Wenzel Grafen P ö 11 i n g wieder einmal erst aus dem Ausweis über den Stand der Toison-Ordens-Kassa vom 11. Mai 1868 267). Da es sich bei dieser Gelegen­heit herausstellte, daß nur 8 Präbenden vergeben waren, erfolgte sofort in der Wiener Zeitung die Concurs-Ausschreibung 268) und die neueingelang- ten 6 Gesuche 269) wurden mit 2 bereits bereitliegenden Bittschriften an 264) ZI. 3/TO/1864. 265) Protokoll des TO, Bd. 3, Notiz zu ZI. l/TO/1863; vgl. hiezu auch ZI. 8/ TO/1868, 6/TO/1872, 30/TO/1883, 13/TO/1884, 15/TÖ/1895 und 10/TO/1902. 266) ZI. 6/TO/1867, fol. 47 (Parte, der Präbendist starb am 27. Februar 1867), 46 (Konzept des Schreibens an den Fondskassendirektor wegen Einstel­lung der Präbende). 260 ZI. 18/TO/1868. Der Stand der Toison-Ordens-Cassa betrug an diesem Tage in Obligationen 59.210 fl., in bar 1.899 fl. 8x/2 xr. —In der Liste der Prä- bendisten war für Graf P ö 11 i n g vermerkt, daß dieser seit 1. Februar 1863 kein Präbendenquartal mehr bezogen habe. Die Ordenskanzlei fragte daher bei der Polizeidirektion in Prag um das genaue Todesdatum an. 268) ZI. 21/TO/1868, fol. 151 (Polizeidirektion Prag gibt bekannt, daß Graf P ö 11 i n g nicht in Prag, sondern vermutlich in Wien gestorben ist), 154 (Toten­beschreibamt der Stadt Wien gibt als Todesdatum den 23. Februar 1863 an), 144v (Verständigung des Fondskassen-Direktors wegen endgültiger Einstellung der Präbende), 156 (Konzept für die Concurs-Ausschreibung). — Amtsblatt zur Wiener Zeitung, 25. Juli, Nr. 175, 1031, 28. Juli, Nr. 177, 1044 und 30. Juli 1868, Nr. 179, 1054 f. 269) ZI. 27 bis 31, 33/TO/1868 und 16 sowie 19/TO/1862; Vgl. hinsichtlich des Gesuches eines inzwischen verstorbenen Competenten ZI. 37/TO/1867 und 32/TO/ 1868.

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