Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 15. (1962)

JUHÁSZ, Koloman: Kirchliche Zustände im Banat in der Mitte des 18. Jahrhunderts

240 Koloman Juhász V. Die ersten Kirchen und Seelsorgestationen. Die Bischofstadt Temesvár war mit Geistlichkeit ziemlich ver­sehen1). Die Stadtpfarre leiteten Jesuitenpatres und zwar in vorzüglicher Weise. Ihre Kirche diente vorübergehend auch als Kathedralkirche. Die Domkirche stand im Bau. Der Bischof hatte schon damals den Plan, die Stadt-Pfarre seinerzeit dem Domkapitel einzuverleiben, sodaß die Dom­kirche zugleich auch als Stadt-Pfarrkirche dienen könne. Er empfahl diese Lösung der Gunst der Majestät 2). Stanislavich bemühte sich aber auch, in dem ehemaligen Bischofsitz eine Kirche zu errichten. Tschanad war im ganzen Mittelalter Bischof­sitz, ferner der Sitz zweier weltlicher Kapitel, des St. Georgs-Domkapitels und des Salvator-Kollegiatkapitels. Der erste Bischof, Gerhard d. Hl., stif­tete hier eine Benediktinerabtei, in deren Kirche er beerdigt wurde. Die Besitzungen dieses Stiftes inkorporierte der Hl. Stuhl 1493 mit Rücksicht auf die Türkenverwüstungen dem Bistum von Tschanad und das Stift wurde den Franziskanern übergeben. All diese kirchlichen Einrichtungen gingen, wie erwähnt, während der Türkenherrschaft zugrunde. Nach der Rückeroberung fanden die kaiserlichen Kommissare insgesamt nur vierzig Häuser im „Dorfe“ Tschanad. Die Ortschaft wurde zum Sitze eines Distrik­tes im neuerrichteten „Temescher Banat“, weil sie auch so die vornehmste Ortschaft unter den übrigen war. Zu diesem Distrikte gehörten einund­zwanzig Ortschaften, die noch mehr verwüstet waren. Diesem Umstande, daß das Dorf Sitz eines Distriktes war, verdankte die Ortschaft, daß nach der Rückeroberung die erste Pfarrei hier errichtet wurde. 1724 wurde aber der Distriktsitz von Tschanad nach Groß-Sankt-Nikolaus versetzt. In Tschanad blieb nur ein Verwalteramt, das Salzhaus und das Försteramt. Die Temesvarer Administration hatte es nicht notwendig ge­funden,. hier größere Investierungen zu machen. Auch die mit der Dotie­rung des Seelsorgers und der kirchlichen Gebäude zusammenhängenden Kosten wollte sie nicht flüssig machen. Die Seelsorge versahen nämlich in Tschanad die Militärgeistlichen, über welche das Temesvarer Armeekom­mando verfügte. Zur Zeit des Episkopates Stanislavichs bewarb sich Paul Sándor um die Pfarrei von Tschanad, doch auf sein Bittgesuch erhielt 1) „In civitate Temesvariensi pro civitatis necessitate et s. sacramentorum administratione religiosi et sacerdotes videntur esse sufficientes.“ Relation Sta­nislavichs an Maria Theresia. HDS I, 652. Juhász, Jesuiten im Banat. Mitteilun­gen des Österreichischen Staatsarchivs 11, 1958, S. 153—220. 2) Congruum esse et ratio religionis ac melior dioecesanus ordo exigere videtur, ut dum ecclesia cathedralis extructa fuerit, ipsa etiam parochia capitulo sive in corpore et per capellanos ad id deputandos administranda, sive per pri­vatam capitularem personam providenda de regia benignitate resolvatur.“ (Refe­rat des Erzbischofs Patasich laut Information des Bischofs Stanislavich, Temes­vár, 4. 8. 1744. Wiener Hofkammerarchiv: Hung, unter den Akten vom 8. 2. 1744, Vgl. DS III, 139, 145, 148, 149.

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