Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 15. (1962)

JUHÁSZ, Koloman: Kirchliche Zustände im Banat in der Mitte des 18. Jahrhunderts

210 Koloman Juhász folgender Aufschrift: „An der Temesvarer Administration, Bitte Joannis Rösch königl. Pfarrer zu Lippa, um die Conferierung der zu Werschetz vakanter Dechant- und zugleich Pfarrstelle.“ Kaum, daß der Werschetzer Pfarrer Kristóf4) Schmaltzer5) das Zeitliche gesegnet hatte (9. Feber 1743) 8), betrieb die dortige Kirchengemeinde sogleich die Verhandlung, damit die verwaiste Kirche einen neuen Seelenhirten erhalte. Stanislavich suchte Gelegenheit, die Seelsorgebedürfnisse des Volkes kennen zu lernen. Die im Werschetzer Archiv bewahrten Rechnungslegun­gen der Gemeinde Deutsch-Werschetz bezeugen, daß er in kurzen Zeit­abschnitten, im Jahre 1741 und dann 1743, also während der Vakanz der Pfarrpfründe, Werschetz aufsuchte7). Er kam zur Einsicht, daß ein ein­ziger Priester die Seelsorge nicht verrichten könnte. Zwei Jahre nach dem Gesuche der Werschetzer machte er Schritte, diesem Mangel abzuhelfen. Außer den in diesem Gesuche vorgebrachten Gründen hob er in seinem 4) Pfarrg. 173 kommt Schmaltzer mit dem Taufnamen Christian vor. Die von mir benützten, gleichaltrigen Originalhandschriften erwähnen Schmaltzer nirgends mit diesem Namen. Bischof Stanislavich in seiner Unter­breitung an die Hofkammer vom 21. 9. 1743 und in seinem Ernennungsbriefe zugunsten des Nachfolgers Schmaltzers vom 26. August desselben Jahres, der Militärgouverneur Baron Engelshofen in seiner Meldung vom 22. Februar des­selben Jahres, die Neoaquistica Commissio in ihrem Protokolle vom 4. April desselben Jahres nennen ihn beständig Christoph, Christophorus. Von diesem abweichend nennt der Tschakowaer Pfarrer Peter Forster in seinem Gesuche Schmaltzer mit dem Taufnamen: Franz. Sein Familienname wird oft Schmalzer geschrieben. Das Diarium der Salvatorianer-Franziskaner, welches nach zwei Jahrzehnten der geschilderten Geschehnisse, auf Grund zeit­genössischer, glaubwürdiger Aufzeichnungen verfertigt wurde, erwähnt ihn mit dem Namen Schmaltzer und Schmelzer (vgl. Historia conventus Temes- variensis Francis canorum ad S. Catharinam. Manuscript im bischöflichen Archiv, Temesvár, pg. 8—9). 5) Den im Wiener Hofkammerarchive bewahrten amtlichen Schriften zufolge starb Schmaltzer als Werschetzer Dechant. In der Geschichte der Diözesan- pfarreien (a. a. O.) erscheint in den Jahren 1739—42 Schmaltzer als Werschetzer Dechantpfarrer. Wenn diese Angabe der Wirklichkeit entspricht, so erhielt Schmaltzer für seine Person drei Jahre früher dieses Amt (oder nur den Titel), bevor diese Stelle in seinem Kreise endgültig organisiert wurde. Seine Amtsgenossen wurden 1742 Dechanten: Franz Komáromy in Deutsch-Sankt- Peter, Johann Franz De Buisson in Neu-Arad und Bartholomeus Bachmann in Orawitza. Nach Milleker waren zwei Vorgänger Schmaltzers, Johann Arzfeld (1725—29) und Johann Sebastian Piberger, auch Dechantpfarrer. (Die Geschichte der Stadt Werschetz, Budapest, 1886, I., 313—4.) Wahrscheinlicher ist es aber, daß der Bischof sie bloß mit dem Dechantstitel und höchstens von Fall zu Fall mit Jurisdiktionsrechten bekleidete. In diesem Jahrhunderte erscheinen nämlich in einzelnen Emporialpfarren die Seelsorger als Dechanten (decanus, vicearchi- diaconus). 6) Dies bezeugen mehrere Schriften des erwähnten Wiener Archives. Ebenso die Historia conventus Temesvariensis Franciscanorum ad S. Catharinam, (pag. 8.) 7) Milleker, a. a. O., 120.

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