Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 15. (1962)
AUER, Erwin M.: Die Präbende des Ordens vom Goldenen Vlies
Die Präbende des Ordens vom Goldenen Vließ 9 hatten sich durch die Vakanzen in den Stellen des Wappenkönigs (1800 bis 1803) 51)i des Schatzmeisters (1803—1807) 52) und des Ordenskanzlers (1804—1808) 5S) am 27. Dezember 1807 aus den bereits erwähnten Promotionstaxen der Toison-Ritter an Taxanteilen für die unbesetzten Ordensoffizierstellen 11.254 Gulden 3 Kreuzer angesammelt54). Dieser Betrag aus den Tax-Intercalarien wurde anfangs des Jahres 1808 von dem Geheimen Kammerzahlmeister Hofrat Albert Edlen von Mayer übernommen, der dafür als Kapitalsanlage eine 5% Banko-Obligation kaufte und nur einen kleinen Barrest für die laufenden Ordensausgaben zurückhielt55). Für den auf diese Weise entstandenen Toison-Ordens-Fond verfügte der Kaiser als Ordenschef am 26. Jänner 1808 eigenhändig: Das noch erübrigte geld, sammt den jedesmal von dem Kapital eingehenden Intereßen sind, und zwar leztere in soweit sie zu den Bedürfnißen des Ordens nicht erforderlich sind sogleich fruchtbringend anzulegen und ist bey dem Geheimen Kammerzahlamt die bereits angekaufte Obligazion sowohl als die in der Folge noch weiters anwachsenden Obligazionen oder von allen diesen eingehenden Intereßen als ein eigenthum des Ordens des goldenen Vließes besonders aufzubewahren; und in Rechnung zu bringen™). Mit Ende des Jahres 1830 war das Vermögen des Toison-Ordens-Fonds auf 30.005 Gulden in Obligationen und an Barmitteln auf 356 fl. 19 2/4 xr. Conventions-Münze sowie 500 fl. 53 2/4 xr. Wiener Währung angewachsen 5?), doch reichten die Zinsen aus diesem Kapital noch nicht, um daraus sowohl die Ordensauslagen als auch die Prä- bendenbeträge bestreiten zu können. Aus diesem Grunde mußte im Artikel 6 des Stiftbriefes festgehalten werden, daß die Stiftungsbeträge vorläufig bey Unserer Privatkassa angewiesen werden58). Im Jahre 1857 hatte dann das dem Orden zur Verfügung stehende Fondskapital jene Höhe erreicht, daß dessen Zinsen wenigstens die nächsten 11 Jahre hindurch die Präben51) Der 1771 (ZI. 9/TO/1771) zum Wappenkönig ernannte Hofrat und geheime Zahlmeister Dominik von Deldono stirbt 1799. Als Nachfolger in der Ordensfunktion wurde erst 1804 (ZI. l/TO/1804) Carl Johann Ritter Beydaels de Zittaert bestellt. 52) Der 1739 (ZI. 3/TO/1739) designierte und 1742 (ZI. 2/TO/1742) ernannte Trésorier Franz Wilhelm Vicomte de Patin starb 1802. Die Funktion des Schatzmeisters ging erst 1808 an das geheime Cabinet Sr. Majestät über (vgl. den Hof- und Staats-Schematismus des Österreichischen Kaiserthums sowie den Österreichischen Kaiserlichen Hof-Kalender für das Jahr 1808). 53) Der spätere Vizepräsident der böhmisch-österreichischen Hofkanzlei Johann Baptist Freiherr von Schloißnigg versah die Funktion des Ordenskanzlers in den Jahren 1792 (ZI. 3 und 4/TO/1792) bis 1804 (ZI. 4/TO/1804). Als Nachfolger erhält am 7. Jänner 1808 (ZI. 2/TO/1808) der Staats- und Konferenzrat Anton Pfleger von Wertenau die Lettres patentes als Ordenskanzler. 54) ZI. 8/TO/1807. 55) GDFonde, Fasz. 31/2, Note des Ordenskanzlers Pfleger von Wertenau an den Kammerzahlmeister von Mayer vom 13. Hornung 1808. se) ZI. 5/TO/1808, dazu 6/TO/1838. w) GDFonde, Fasz. 31/2, ZI. 269/1832. 58) ZI. 5/TO/1830, fol. 29v.