Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 15. (1962)

GALL, Franz: Palatinatsverleihungen an italienische Universitäten und Gelehrte Gesellschaften 1530–1653

100 Franz Gall g i o. Das genannte Collég suchte um 1570 um „facultatem promovendi et doctorandi idoneos et peritos in philosophia et medicina et in aliis artibus“ an61), ließ die Sache durch seine Sollicitatoren, die Doktoren Melchiorus und Adamus °2) betreiben und erlangte am 20. Oktober 1571 das kaiser­liche Privileg. Wie aus der dem Akt beigegebenen Kopie der Verleihung des Palatinats an das Collegium jurisperitorum zu Reggio hervorzugehen scheint, lehnte sich der Text des Diploms für die Philosophen und Medi­ziner offenbar an die genannte Urkunde an. Das Privileg wurde von dem Sollicitator Adamus ins Italienische übersetzt, ist aber im Wortlaut im Adelsarchiv nicht erhalten. Auch die orginalen Gesuche des Bischofs und der Stadt Trient vom 28. April und vom 23. Mai 1602 um die Verleihung der „facultas creandi doctores“ an das Collegium Jurisconsultorum lassen nicht erkennen, wann und auf welche Weise ein entsprechendes Privileg erflossen ist63). Dafür erhielt das Collegium Causidicorum sive Notariorum zu Cremona ein am 20. September 1607 zu Prag ausgestelltes Palatinats- privileg Kaiser Rudolphs II. Es enthält die „facultas creandi notarios et legitimandi spurios“ 64). Das Gesuch des Collegium Jur istarum zu Cremona ist ebenfalls nur in einem undatierten Original erhalten geblieben65). Unter Bezugnahme auf die Privilegierung des Collegium Juristarum Medio­lanensium 66) baten die Doctores Collegii um die Verleihung des Palatinats und die Aufnahme in die Militia Aurata, für alle zukünftigen „Abbates seu Praesides“ des Collegs aber um die „facultas doctores juris utriusque“ und Notare zu kreieren, Uneheliche zu legitimieren und Wappen mit offe­nem Helm zu verleihen. Das Gesuch wurde am 12. März 1632 dem Reichs­hofrat präsentiert. Die beiden letzten Palatinatsverleihungen an italienische gelehrte Ge­sellschaften scheinen unter Kaiser Ferdinand III. erfolgt zu sein. Zunächst erhielt das Collegium Jurisperitorum zu Novara mit dem am 23. Dezember 1651 zu Wien ausgestellten Diplom den Reichsritterstand und das Palatinat für alle namentlich angeführten Mitglieder 67) und deren 61) Abschrift des Gesuches in den Reichsakten fase. 338 des Adelsarehives. 62) Memoriale im Adelsarohiv a. a. O. 6S) Adelsarchiv a. a. O. 64) Adelsarchiv: Reichsakten fase. 338, F 1251. 65) Adelsarchiv: Reichsakten. Das Gesuch trägt die Bleistiftaufschrift: „Cremona Collég der Doctoren 1607“ von einer Hand des 17. Jhdts. 66) Vgl. o. Anm. 51. 67) Das Diplom enthält die folgenden Namen: Joannes Baptista Baliottus, Jacobus Camillus Baliottus, Joannes Alimentus a Porta, Josephus Brusatus, Carolus Leonardus, Franciscus Maria Advocatus, Carolus Antonius Langus, Joannes Baptista Bonipertus, Jacobus Philibertus Cattaneus, Carolus Agapitus Caccia, Franciscus Leonardus, Joannes Henricus Torniellus, Josephus Antonius Brusatus, Carolus Manfredus Gattius.

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