Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 15. (1962)

KÜHNEL, Harry: Pietro Andrea Matthioli. Leibarzt und Botaniker des 16. Jahrhunderts

88 Harry Kühnei rend seiner Studienzeit nicht nur Rezepte Matthiolis, sondern erwarb in Venedig auch dessen „Comentarii in libros sex Dioscorides“. Die Arznei­mittellehre Matthiolis „De simplicium medicamentorum“ versah Palma so­gar mit zwei handschriftlichen Indices, ein Zeichen häufigen Gebrauches. Eifrig bemüht waren im 16. Jahrhundert die Apotheker, eines der Bücher des Leibarztes zu erwerben. Der Kremser Magister Moises Neu­mann schätzte sich glücklich über den Dioscorides in Folioformat163). Selbst im 18. Jahrhundert legte man noch Exzerpte aus dem Kräuterbuch an153 154 155) und die Ärzteschaft bediente sich derselben165). IV. Zur Ikonographie Pietro Andrea Matthiolis. Es ist naheliegend, daß eine Persönlichkeit vom Format Matthiolis schon früh von Künstlern verewigt wurde. Schon während seines Auf­enthaltes in Görz wurde der Arzt und Botaniker im Jahre 1551 porträtiert. Hermann Fischer vermutete, daß das Bildnis von Giorgio Liberale aus Udine, der Matthioli die Zeichnungen für die lateinische Ausgabe des Dioskorides anfertigte, gemalt wurde156). Der Kunsthistoriker Antonio Morassi erbrachte jedoch den eindeutigen Nachweis, daß der wahrschein­lich aus Friaul gebürtige Marcello Fogolino, der lange in Trient lebte, das Bild geschaffen hat157). Das im Botanischen Institut der Universität Bologna befindliche Porträt, dessen Erhaltungszustand bedenklich sein soll, zeigt Matthioli im jugendlichen Alter und ohne die ihm von der Stadt Görz 1554 verliehene Goldkette158). Die Galerie des Palazzo Spada in Rom besitzt ein Gemälde, das die Figur eines Arztes bringt, hinter dem ein Tisch mit zwei Apothekerstandgefäßen steht. Man schrieb lange Zeit das Meisterwerk dem Scipione Pulzone zu, bis durch eingehende Untersuchung und Vergleich mit anderen Bildnissen der Maler Bartolome Passerotti als Künstler gesichert werden konnte. G. Schmid identifizierte sodann diesen Arzt mit Pietro Andrea Matthioli, der von Passerotti nach dem Leben gemalt wurde. Die kritische Betrachtung des botanischen Beiwerkes auf dem Gemälde und die Tatsache, daß dieses Porträt erstmals 1561 in Mat­thiolis „Epistolarum medicinalium libri quinque“ gedruckt erscheint, führ­ten zur Datierung des Werkes zwischen 1558 und 1561. Matthioli wurde 153) Klaus G. König, Der Nürnberger Stadtarzt Dr. Georg Palma, 5—13, 19, 71. Stadtarchiv Krems, Testamentsbuch Bd. 37, fol. 15r (1592). 154) Hermann Menhardt, Handschriftenverzeichnis der Kärntner Biblio­theken, Bd. 1 (Wien 1927), S. 217. 155) Zum Beispiel des Landschaftsphysikus Dr. Stephan Krädl in Linz (Linzer Regesten B II A 21, S. 226, n. 16368). 156) Pietro Andrea Matthioli und die Anfänge der Alpenfloristik, S. 76 ff. 157) Un ritratto del Mattioli dipinto dal Fogolino (Atti della Societa Italiana per il Progresso delle Scienze, Bd. 2, Roma 1931), S. 478 f. 158) De Toni, Pierandrea Mattioli, S. 387. G. Schmid, Ein bisher unbekanntes Bildnis von P. A. Mattioli, S. 141, 143.

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